Bei den kommenden Länderspielen setzt Julian Nagelsmann größtenteils auf das EM-Personal. Einziger Neuling im Kader: Angelo Stiller.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat einen ersten Schritt in Richtung WM 2026 gemacht. 55 Tage nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei der Heim-EM gegen Spanien gab er den Kader für die ersten beiden Spiele der deutschen Nationalmannschaft in der neuen Nations-League-Saison bekannt.
Für die Partien gegen Ungarn am 7. September und drei Tage später gegen die Niederlande gab es zwar keinen radikalen Umbruch im Nationalteam. Die Auswahl ist nach den Rücktritten von Manuel Neuer (38), İlkay Gündoğan (33), Thomas Müller (34) und Toni Kroos (34) aber zumindest verjüngt.
Während der VfB Stuttgart schon zuletzt mit Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav, Waldemar Anton (mittlerweile BVB), Chris Führich und Alexander Nübel gleich fünf Spieler gestellt hatte, hat es nun ein weiterer Profi des Vizemeisters in den Kader geschafft: Angelo Stiller. Auf den Spielmacher der Schwaben kommt dabei eine große Herausforderung zu. Der 23-Jährige wird bereits als Erbe Kroos‘ betitelt.
In der abgelaufenen Saison zählte Stiller in Stuttgart zu den größten Gewinnern und schaffte den Durchbruch: Nach seinem Sommerwechsel von der TSG Hoffenheim für 5,5 Millionen Euro etablierte sich Stiller als Stammspieler – und sein Marktwert schoss in die Höhe. Laut „transfermarkt.de“ liegt dieser inzwischen bei 20 Millionen Euro. Ein stolzer Preis, den er womöglich nie im Trikot des FC Bayern erreicht hätte.
Denn nachdem Stiller die Jugendmannschaften des deutschen Rekordmeisters von 2010 bis 2019 durchlaufen hatte, blieb der Sprung im Jahr darauf in die Profimannschaft aus. Der damalige Trainer Hansi Flick bescherte dem gebürtigen Münchner zwar im DFB-Pokal gegen den 1. FC Düren (3:0) und bei den Champions-League-Spielen gegen Atlético Madrid und Lokomotive Moskau erste Minuten in der A-Mannschaft.
Stiller profitierte dabei jedoch nur von der Länderspielpause und dem bereits geschafften Einzug in die K.-o.-Runde der Königsklasse. So rechnete sich Stiller keine Perspektive bei den Profis aus, 2021 folgte der Wechsel nach Hoffenheim. Bayerns Nachwuchsleiter Jochen Sauer ließ zuletzt im Interview mit t-online durchklingen, dass der Klub dem ablösefreien Abgang Stillers nachtrauert: „So etwas sollte uns nicht mehr passieren.“ (Das ganze Interview lesen Sie hier).
Kurios: Sowohl bei den Bayern-Amateuren als auch im Kraichgau sowie aktuell in Stuttgart trainiert Stiller unter Sebastian Hoeneß. Der 42-Jährige kennt Stiller seit Jahren, weiß um seine Stärken und befand bereits vor der Kaderbekanntgabe: „Angelo hat seit der letzten Nominierung noch mal richtig gute Leistungen gebracht. Deswegen wäre es sicher kein Fehler, so einen Spieler ebenfalls dabei zu haben“, sagte Hoeneß zuletzt.
Stiller ist ein Taktgeber im zentralen Mittelfeld, der das Spiel lenken kann, den Rhythmus bestimmt und offensive Akzente setzt. Auch defensiv half er bereits in der Innenverteidigung aus. Medien spekulieren bereits darüber, dass er künftig die Lücke von Toni Kroos stopfen könnte.
Bundestrainer Nagelsmann selbst sagte im Juli: „Es ist schwer, Toni Kroos eins zu eins zu ersetzen, sonst wäre er nicht einer der besten Fußballer, das würde ihm auch nicht gerecht.“ Der Coach fügte an: „Aber klar, wir haben mit Pavlo (Aleksandar Pavlović, Anm. d. Red.) und Angelo Stiller, der eine sehr gute Bundesligasaison gespielt hat, Spieler und Kandidaten, die einen ähnlichen Spielstil haben oder haben können.“
In Stuttgart bildet der 17-malige U-21-Nationalspieler gemeinsam mit Atakan Karazor die Zentrale. Obwohl Stiller nicht der schnellste Spieler ist, überzeugt er mit seiner Spielintelligenz und erinnert damit stückweise an Kroos. In der vergangenen Saison kam Stiller auf eine Passquote von 93 Prozent. Nagelsmann setzt darauf, dass das auch in der Nationalmannschaft klappt.