Der FC Bayern will sich den Meistertitel von Bayer Leverkusen zurückholen. Dafür hat Vincent Kompany aber Arbeit vor sich. Auch der BVB steht vor einer großen Herausforderung.
Direkt zu Beginn lege ich mich fest: Wir bekommen die spannendste Bundesligasaison seit Jahren, abgesehen vom dramatischen Finish 2022/23 zwischen Dortmund und Bayern. Wenn man mich fragt, wer denn diese Saison Deutscher Meister wird, dann sage ich: Es wird ein Zweikampf zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern. Leverkusen ist nicht schwächer geworden, im Gegenteil haben sie sich noch mal verstärkt, unter anderem mit Aleix García, der vom spanischen Erstligisten FC Girona gekommen ist.
Ich habe beim Supercup genau hingeschaut – auch auf die Bank der Mannschaft. Wer da alles saß – das spricht für eine extrem hohe Qualität in der Breite des Kaders. Daher ist die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso der Topfavorit. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass sie erneut 51 Spiele in Folge nicht verlieren. Aber: Die Titelverteidigung ist möglich, auch wenn die Bayern alles daran setzen werden, das zu verhindern. Sie sind der Jäger und der stärkste Konkurrent, der Abstand wird nicht so groß sein wie letzte Saison.
Auf einen Aspekt bei den Bayern bin ich besonders gespannt: Was passiert mit den Jungen? Was passiert beispielsweise mit Aleksandar Pavlović und Mathys Tel? Die Ansage des Klubs war ja schließlich, dass man mehr auf junge Spieler setzen, ihnen mehr Einsatzzeit geben wolle. Ob das wirklich so eintrifft – oder war das am Ende nur Gerede der Bayern? Unbestreitbar ist schließlich: Pavlović und Tel brauchen auch mehr Spielzeit. Sonst sind sie im Winter oder spätestens im nächsten Sommer weg. Mit João Palhinha und Michael Olise haben die Bayern mehr Qualität hinzubekommen – und das kann für die Leistungen der Spieler nur förderlich sein. Dann natürlich bedeuten die beiden Verpflichtungen mehr Druck für die anderen, performen zu müssen.
Ein ganz entscheidender Punkt für die Bayern im vergangenen Jahr waren die 45 Gegentore, die sie in der Bundesliga kassiert haben. Das spricht ja nicht gerade für Stabilität – und mit 45 Gegentoren wirst du aktuell niemals Deutscher Meister.
Ich hoffe, dass Vincent Kompany das auch erkennt und als Problem ausgemacht hat, das er beheben muss. Besonders in der Innenverteidigung musst du eine gesetzte Formation haben, Stand jetzt wohl mit Min-jae Kim und Dayot Upamecano. Und diesen beiden musst du dauerhaft vertrauen, damit sich auch eine Achse herausbilden kann. Das hat zuletzt gefehlt. Letzte Saison durfte mal Matthijs de Ligt für Upamecano spielen, dann wieder Upamecano für de Ligt – und dann musste auch Kim mal für einige Spiele raus. Wie willst du da denn diese nötige Sicherheit kriegen?
Warum hat Upamecano denn bei der EM und auch bei der letzten WM für Frankreich so herausragend gespielt, wie man es von ihm auch bei den Bayern erwartet hätte? Weil er von Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps das uneingeschränkte Vertrauen bekam, das er in München weder von Nagelsmann noch von Thomas Tuchel erhielt. Und genau das muss sich nun ändern – ebenso für Kim. Auch deshalb würde für mich ein Transfer von Jonathan Tah keinen Sinn ergeben.
Dahinter sehe ich Borussia Dortmund mit Möglichkeiten, ganz oben anzugreifen. Deshalb haben mich die beiden hohen Testspielniederlagen des BVB zuletzt in Thailand und gegen Verl auch sehr irritiert. Das darf nicht passieren. Denn sie haben schließlich eine Top-Achse mit Gregor Kobel, mit Waldemar Anton, Nico Schlotterbeck oder Niklas Süle, dann Neuzugang Pascal Groß dazu, Serhou Guirassy und Maxi Beier ganz vorn – ich sage: Die Abgänge von Mats Hummels und Marco Reus werden daher spielerisch niemandem auffallen. Da müssen sich die BVB-Fans keine Sorgen machen.