Frankfurt, New York An der Wall Avenue hat sich am Donnerstag wieder Ernüchterung breit gemacht. Nachdem am Mittwoch die klarere geldpolitische Ausrichtung der US-Notenbank noch für große Freude gesorgt hatte, setzten neu aufgeflammte Zinssorgen insbesondere die konjunktursensiblen Technologiewerte unter Druck. Für Irritation sorgte, dass sich die britische Notenbank unerwartet deutlich gegen die hohe Inflation stemmt und überraschend ihren Leitzins erstmals in der Corona-Pandemie anhob.
Der technologieorientierte Nasdaq 100 musste seiner Vortagesrally Tribut zollen und sackte um 2,61 Prozent auf 15.863 Punkte ab. Damit büßte er einen Großteil seiner nach Bekanntgabe der geldpolitischen Entscheidungen der Fed zur Wochenmitte erzielten Gewinne wieder ein. Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss 0,08 Prozent im Minus bei 35.897 Punkten. Der S&P 500 gab um 0,87 Prozent auf 4668 Punkte nach.
Die Entscheidung der US-Notenbank, ihre Wertpapierkäufe rascher zurückzufahren und für 2022 drei Zinserhöhungen zu signalisieren, werde positiv gewertet, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. „Die Gedanken der Anleger drehen sich vor allem um die Inflation. Daher heißen sie das Vorgehen der Fed willkommen, um den Deckel darauf zu halten. Außerdem seien die Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft intestine, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Financial institution.
Letzteres gebe konjunkturabhängigen Werten Auftrieb, sagte Portfoliomanager Paul Nolte vom Vermögensverwalter Kingsview. Die Technologiewerte litten dagegen unter der Aussicht auf Zinserhöhungen. Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Die Aktien von Amazon, Apple, Fb, Netflix und die Google-Mutter Alphabet büßten bis zu 2,6 Prozent ein.
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Die US-Währung geriet ebenfalls unter Verkaufsdruck. Der Greenback-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, büßte 0,3 Prozent ein. Offenbar realisierten Anleger mit Blick auf die Zinsprognosen der Fed-Führungsriege, die sogenannten Dot Plots, dass die Zinsen zwar rascher aber nicht höher steigen werden als bislang erwartet, schrieben die Analysten der Rabobank.
Am Rohstoffmarkt konzentrierten sich Anleger dagegen auf die optimistischen Aussagen des Fed-Cooks Jerome Powell zu den Konjunkturaussichten. Hinzu kämen ermutigende Daten zur Nachfrage durch das US-Energieministerium, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. Die US-Ölsorte WTI verteuerte sich um 2,2 Prozent auf 72,41 Greenback je Barrel (159 Liter).
Blick auf weitere Einzelwerte
Accenture: Die Titel der IT- und Beratungsfirma stiegen um 6,74 Prozent auf ein Rekordhoch von 413,10 Greenback. Das Quartalsergebnis habe in allen Bereichen die Erwartungen übertroffen, lobte Analyst Surinder Thind von der Investmentbank Jefferies. Das Unternehmen machte einen Quartalsumsatz von 14,97 Milliarden Greenback und steigerte das Neugeschäft um 30 Prozent auf 16,8 Milliarden Greenback.
Vir Biotechnology: Gefragt waren auch die Titel von Vir Biotechnology, die sich um intestine 4,67 Prozent verteuerten. Die EU-Gesundheitsbehörde EMA gewährte dem gemeinsam mit GlaxoSmithKline entwickelten Medikament zur Behandlung von Coronavirus-Patienten die Zulassung. Glaxo-Aktien stiegen in London zeitweise auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 1624,2 Pence. Konkurrent Regeneron musste dagegen ein Kursminus von quick vier Prozent hinnehmen. Sein Covid-Medikament ist Unternehmensangaben zufolge weniger effektiv bei der Behandlung der neu entdeckte Omikron-Variante.
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Lennar: Die Quartalsgewinne und der Umsatz blieben hinter den Prognosen zurück. Der Hausbauer litt unter höheren Holzkosten sowie gestiegenen Arbeitskosten und Rohstoffknappheit, was zu Verzögerungen bei der Hauslieferung führte. Die Aktie fiel um mehr als vier Prozent.
Novartis: Novartis startete ein neues Aktienrückkaufprogramm im Wert von bis zu 15 Milliarden US-Greenback. Bis Ende 2023 sollen diese Rückkäufe beendet werden. Die Aktien stiegen um mehr als fünf Prozent.
Visa: Die Visa-Aktie stieg um knapp ein Prozent, nachdem bekannt gegeben wurde, dass das Unternehmen sein Aktienrückkaufprogramm um zwölf Milliarden US-Greenback aufgestockt hat. Der Gesamtbetrag der Rückkaufbefugnis erhöhte sich auf 13,2 Milliarden US-Greenback.
Adobe: Ein enttäuschender Ausblick brockt Adobe den größten Kurssturz seit dem Börsen-Crash vom März 2020 ein. Die Aktien des Softwarehauses fielen an der Wall Avenue um intestine zehn Prozent. Der „Photoshop“-Anbieter rechnet für das Geschäftsjahr 2022 mit einem Umsatz von 17,9 Milliarden Greenback und einem Gewinn von 13,70 Greenback je Aktie.
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