Wenige Tage vor dem ersten Pflichtspiel in der neuen Saison gibt es Ärger zwischen Meister und Rekordmeister. Im Fokus: Fernando Carro, der aktuell über die Stränge schlägt.
Der Erfolg von Bayer Leverkusen hängt eng mit Fernando Carro zusammen. Der Spanier ist Vorsitzender Geschäftsführer des Klubs, bereichert mit seiner wirtschaftlichen Expertise die Rheinländer seit sechs Jahren. Dass Leverkusen Meister und Pokalsieger wurde, ist nicht allein das Verdienst von Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes und dem Trainerteam, es ist auch der Erfolg von Fernando Carro.
Doch wie heißt das Sprichwort? Im Erfolg macht man die größten Fehler. Ob es im Fall von Fernando Carro die größten sind, da kann man geteilter Meinung sein. Aber mit seiner Äußerung über Max Eberl hat er definitiv über die Stränge geschlagen. „Ich halte von Max Eberl nichts, absolut nichts. Und ich würde nicht mit ihm verhandeln“, hatte der Spanier über den Sportvorstand des FC Bayern gesagt. Eine Attacke, die in München nicht gut ankam („Werden wir nicht akzeptieren“) und zeigt, dass Carro langsam aufpassen sollte, nach den Triumphen Leverkusens nicht übermütig zu werden. Denn das könnte ihm im Fall eines Misserfolgs um die Ohren fliegen.
Die Attacke auf Max Eberl ist nicht die erste Auffälligkeit rund um Fernando Carro in diesen Wochen. Wie „Sport Bild“ im Juli berichtete, hatte der Spanier im DFL-Präsidium mächtig Druck gemacht bei der Frage, wo der deutsche Supercup (17. August) stattfinden werde. Denn neben Meister und Pokalsieger Bayer Leverkusen stand auch Vizemeister VfB Stuttgart zur Debatte. Die Stuttgarter haben das größere Stadion mit der besseren Stimmung. Nahezu alle wirtschaftlichen Faktoren sprachen für Stuttgart.
Doch Carro machte im DFL-Präsidium laut dem Bericht einen solchen Druck, dass das Präsidium für Leverkusen als Austragungsort stimmte. Wenige Tage vor Anpfiff der Partie wies der Klub dann allerdings darauf hin, dass es noch immer Tickets im Verkauf gebe. Die Arena mit 30.000 Zuschauern war immer noch nicht ausverkauft, während in Stuttgart alle 60.000 Tickets wohl binnen weniger Minuten vergriffen gewesen wären.
Es ist keine neue Entwicklung, dass Fernando Carro gerne mal aneckt. Gerade beim Thema 50+1-Regel stellte er oft klar, dass er sie gerne abschaffen würde. Er bezeichnete sie als sinnlos, behauptete, sie bremse den deutschen Fußball. Dass mindestens 51 Prozent der Anteile an einem Klub beim Verein selbst liegen müssen, gefällt ihm nicht. Damit zählt er eher zur Minderheit, denn mehr als 80 Prozent der deutschen Fußballfans sprachen sich für einen Erhalt der Regel aus. Auch beim Ärger um den Einstieg eines Investors in die DFL machte sich Carro bei vielen Fanszenen keine Freunde.
Doch die aktuellen Entwicklungen mit dem Höhepunkt der Attacke auf Max Eberl sind dann doch noch einmal ein anderes Level.
Das mag mit Carros Persönlichkeit zu tun haben, Leverkusen-Manager Simon Rolfes sprach im Interview mit dem Magazin „11 Freunde“ von einer „impulsiven spanischen Mentalität“. Aber er sollte in Zukunft vielleicht lieber etwas defensiver auftreten – sonst tut er Bayer Leverkusen keinen großen Gefallen. Denn die Ruhe rund um die „Werkself“ war einer der Trümpfe in der phänomenalen Double-Saison 2023/24.