Für eine RTL-Reportage konfrontierte Mareile Höppner einen Stalker vor laufenden Kameras mit seinem Verhalten. Jetzt ist das Gespräch verschwunden. RTL erklärt die Gründe.
Bei RTL berichtete Mareile Höppner am Dienstag, dem 13. August, über ihre Erfahrungen mit digitaler Gewalt. Im Rahmen einer „Extra“-Reportage sammelte sie gemeinsam mit Investigativ-Reporterin Angelique Geray Informationen über einen Mann, der ihr seit einiger Zeit immer wieder ungefragt Bilder seines Geschlechtsteiles schickt.
Sowohl Höppner als auch der Stalker stimmen einem virtuellen Aufeinandertreffen zu. Die Moderatorin interviewt den Unbekannten über sein Verhalten und seine Motivation. Sie nennt ihn Tim, er soll 25 Jahre alt sein und sitzt bei der Videokonferenz nackt vor der Kamera. Szenen, die beim TV-Publikum für Entsetzen sorgen – und mittlerweile aus der Sendung entfernt wurden.
Wer die „Extra“-Ausgabe noch einmal in der Mediathek schauen möchte, stellt fest: Das Gespräch von Mareile Höppner und dem Stalker ist verschwunden. Auch in einem Artikel, in dem RTL im Vorfeld für die Sendung geworben hat, ist der Ausschnitt nicht mehr verfügbar.
Aufmerksamen RTL-Nutzern war bereits bei der TV-Ausstrahlung von „Extra“ aufgefallen, dass das Material zum Thema „Digitale Gewalt an Frauen“ bearbeitet wurde. Am Dienstagnachmittag war auf der Webseite des Senders noch ein Teaser zu sehen, in dem das Gesicht des Stalkers zu erkennen war – im Rahmen der Sendung wurde er dann mit einem Balken zensiert.
Bei t-online erläutert RTL, wie es zu der Interviewsituation kam: „Der Mann hatte im Vorfeld explizit darum gebeten, offen gezeigt zu werden. Daher hatte die Redaktion zunächst entschieden, ihn offen zu zeigen, um den Menschen, die sich ansonsten hinter anonymen Accounts verstecken, ein Gesicht zu geben“, so eine Sendersprecherin. „Im Zuge des Abnahmeprozesses wurde die Fürsorgepflicht gegenüber dem Täter neu bewertet und der Mann entsprechend im Beitrag unkenntlich gemacht sowie die nicht verpixelten Aufnahmen u.a. bei rtl.de gesperrt“, erklärt sie weiter. Nach der Überarbeitung soll die Folge jedoch wieder online gestellt werden.
Beim RTL-Publikum stieß die Reportage auf großes Interesse: „Danke für diesen Beitrag und die Aufrichtigkeit, sich diesem Thema zu stellen. Das offensiv zur Rede stellen des Verursachers war nicht einfach, aber wichtig“, lobt ein Instagram-Nutzer die Aufbereitung. „Danke für diese wichtige Sendung“, „Ich finde es toll, dass ihr euch diesem Problem annehmt“ und „Wichtiges Thema, spannender Beitrag“, schreiben weitere Zuschauer.
Auch RTL steht nach wie vor hinter dem Inhalt der Sendung: „Digitale Gewalt vor allem gegenüber Frauen, ist ein wachsendes Problem. Darauf wollen wir aufmerksam machen und Betroffenen eine Stimme geben. Wir weisen in dem Beitrag auf den Missstand hin, dass die Opfer kaum eine Handhabe gegen die Täter haben. Es braucht mehr Schutz im Netz.“