Etwa jede zweite Frau in den Wechseljahren hat Hitzewallungen. Manchmal treten sie bereits mit Ende 30 auf. Warum das so ist – und was die Beschwerden lindert.
Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge erlebt ein Drittel der Frauen während der Wechseljahre lästige Beschwerden. Hitzewallungen und Schweißausbrüche gehören zu den Symptomen, welche oft als störend und belastend erlebt werden. Manchmal beginnen die Temperaturschwankungen bereits mit Ende 30. Welche Ursachen es geben kann und was helfen kann, verrät ein Experte t-online.
Zu den häufigen Wechseljahresbeschwerden, auch klimakterische Beschwerden genannt, gehören Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Ein- und Durchschlafstörungen, Stimmungsschwankungen sowie Gewichtszunahme.
Professor Dr. med. Kai J. Bühling ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universitätsfrauenklinik Hamburg-Eppendorf sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Frauengesundheit e. V. (DGF). Die Schwerpunkte des Experten sind die gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, die Diabetologie sowie die spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin.
„Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind nicht nur tagsüber für viele Frauen eine Belastung. Sie sind auch eine häufige Ursache für Schlafstörungen. Ist der Schlaf unruhig und unterbrochen und fehlt die nächtliche Erholung, wirkt sich das auf die Stimmung und Leistungsfähigkeit tagsüber aus. Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen können so begünstigt werden“, sagt Professor Kai J. Bühling, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universitätsfrauenklinik Hamburg-Eppendorf.
Hitzewallungen und Schweißausbrüche, auch als vasomotorische Beschwerden bezeichnet, treten meist ohne Vorwarnung auf. Manche Frauen bemerken zuvor einen leichten Kopfdruck und allgemeines Unbehagen. Die „aufsteigende Hitze“ breitet sich in Höhe der Brust über den Hals, das Gesicht bis hin zur Kopfhaut aus. Die Haut rötet sich. Häufig folgt auf die Hitzewallung ein Schweißausbruch. Das oft starke Schwitzen wird von vielen Frauen als peinlich empfunden. Auch weil Kleidung feuchte Flecken aufweisen, Schweißperlen auf der Stirn sichtbar und verschwitzte Haare strähnig werden können.
„Hitzewallungen können mit und ohne Schweißausbruch auftreten. Vasomotorische Beschwerden zeigen sich häufig mehrmals am Tag und in der Nacht und dauern im Schnitt mehrere Minuten an“, erklärt Bühling. „Je häufiger sie sind und je öfter Schwitzen auftritt, desto störender werden sie in der Regel empfunden.“
Angaben des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (BVF) zufolge berichten bis zu 85 Prozent der Frauen in den Wechseljahren von Hitzewallungen – 55 Prozent schon vor dem Beginn der Menstruationsstörungen, die den Eintritt in die Perimenopause (Jahre der hormonellen Umstellung) ankündigen. Bei manchen Frauen würden diese Beschwerden im Verlauf der Wechseljahre allmählich zurückgehen, bei anderen nicht. Die durchschnittliche Dauer des Zeitraums der Hitzewallungen beträgt laut dem BVF etwa 5,2 Jahre. Aber er kann auch kürzer sein – oder länger.
„Bei vielen Frauen setzen Hitzewallungen im Zeitraum der letzten Regelblutung ein, doch sie können auch früher beginnen. Einige Frauen kommen bereits mit Mitte/Ende 30 in die Wechseljahre. Dann handelt es sich um sogenannte ‚vorzeitige Wechseljahre‘. Hiervon ist etwa ein Prozent der Frauen betroffen. Bei ihnen ist es möglich, dass die Wechseljahresbeschwerden nicht nur früh beginnen, sondern auch länger andauern als im Durchschnitt“, sagt Bühling.
Die Ursachen der Hitzewallungen sind noch nicht vollständig verstanden. Experten gehen davon aus, dass die Veränderungen im Hormonspiegel auch Veränderungen im Thermoregulationssystem zur Folge haben. Bei leichteren Beschwerden helfen oftmals kleine Tipps, die Intensität und Häufigkeit der Hitzewellen abzumildern:
- Tragen Sie leichte Kleidung und bevorzugen Sie atmungsaktive Stoffe. Sportwäsche aus Funktionsfasern beispielsweise nimmt Feuchtigkeit gut auf und trocknet rasch wieder.
- Auf weißen, schwarzen und gemusterten Stoffen ist Schweiß weniger auffällig.
- Alkohol, Kaffee, Schwarztee sowie scharfe Gewürze fördern Schwitzen. Reduzieren Sie diese.
- Rauchen regt die Schweißbildung an.
- Salbeitee wirkt sanft regulierend auf die Schweißbildung. Trinken Sie ein bis zwei Tassen am Tag.
- Stress erhöht die Körpertemperatur durch die Ausschüttung von Stresshormonen. Achten Sie immer wieder auf kleine Auszeiten und Ruhepausen.
- Entspannungsmethoden können helfen, stressbedingtes Schwitzen zu reduzieren.
- Ein Ventilator im Schlafzimmer kann Nachtschweiß reduzieren helfen.
- Kaltes Wasser über die Handgelenke laufen zu lassen sowie Barfußlaufen unterstützen die Kühlung des Körpers.
- Ein Fächer in der Handtasche kann im Bedarfsfall willkommene Kühle schaffen.
- Schwimmen ist eine beliebte Sportart, da hierbei der Körper nicht so rasch erhitzt und das Wasser angenehm kühlt.
Eine Hormonbehandlung ist laut dem Frauenarzt dann empfehlenswert, wenn Frauen stark von Wechseljahresbeschwerden belastet sind. „Eine Hormontherapie kann gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche sowie andere Beschwerden helfen. Werden bestimmte Beschwerden als sehr störend empfunden und schränken sie die Lebensqualität ein, sollten betroffene Frauen mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin ins Gespräch gehen. Sie besprechen gemeinsam, ob eine Hormontherapie sinnvoll ist und wenn ja, welche – abhängig vom Symptombild und der Gesundheitssituation – am besten passt“, rät Bühling. „Während in den vergangenen Jahren immer die Risiken der Hormontherapie diskutiert wurden, werden jetzt endlich auch die positiven Effekte, etwa auf Knochen und Blutgefäßsystem, berücksichtigt. Und letztlich muss dann jede Frau selbst entscheiden.“