Die Klimaanlage im Zug ist ständig kaputt: Stimmt dieser schlechte Ruf der Deutschen Bahn? Und was tut das Unternehmen, um sie besser zu machen?
Die Bahn verspricht idealerweise eine bequeme und stressfreie Reise. Doch gerade im Sommer kann das auch anders aussehen. Immer wieder gibt es Berichte über ausgefallene Klimaanlagen in ICE-Zügen. Die Klimageräte in den Fernzügen der Deutschen Bahn (DB) gelten oft als unzuverlässig. Doch stimmt dieser Eindruck?
Im vergangenen Jahr mussten 0,3 Prozent aller ICE- und IC-Wagen wegen einer gestörten Klimaanlage gesperrt werden, wie kürzlich eine parlamentarische Anfrage ergab. Bei modernen ICE-Zügen liegt die Zuverlässigkeit laut einem DB-Sprecher höher. Selbst der sonst eher kritische Fahrgastverband Pro Bahn stimmt zu: „Im Großen und Ganzen ist die Zuverlässigkeit gut“, sagte ein Sprecher.
DB-Sprecher Alexander Hartberg erklärt das mit der subjektiven Wahrnehmung der Fahrgäste: „Wenn eine Klimaanlage ausfällt, ist sie für die Betroffenen natürlich zu 100 Prozent ausgefallen“, sagt Alexander Hartberg, Sprecher Technik bei der DB. Für gewöhnlich gebe es Störungen an der Kühlung aber nur in einzelnen Wägen und nicht im gesamten Zug.
Ein weiterer Grund seien Probleme mit ICE-2-Zügen Anfang der 2010er-Jahre. Damals fielen Klimaanlagen reihenweise aus. „Wir haben das aber genau untersucht und das Problem gelöst“, sagt Michael Meister. Er arbeitet bei der DB Systemtechnik an der Verbesserung von Zügen.
Modernisierte Klimaanlagen sind laut Meister inzwischen auf Außentemperaturen bis zu 45 Grad ausgelegt. Damit trage die Bahn dem Klimawandel Rechnung, durch den das Wetter und die Temperaturen immer extremer werden.
Die genaue Temperatur im Zug liegt nach einer Norm um die 23 Grad Celsius. Bei Sommerhitze kann sie höher liegen, damit Fahrgäste nicht frieren und die Klimaanlage energiesparend laufen kann. Das Zugpersonal kann die einprogrammierten Vorgaben nur um wenige Grad anpassen.
Allein für den Fernverkehr fließen Bahnangaben zufolge derzeit jährlich ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag in die Wartung der Klimaanlagen. Die Bahn forscht zudem daran, die Klimatechnik besser für die Zukunft aufzustellen. In Minden steht dafür eine 75 Meter lange Klimakammer, in der Züge unter extremen Temperaturen oder bei Regen und Schnee getestet werden können.
Seit 2020 gibt es außerdem einen Test-Waggon namens Dirk. Zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll in dem ehemaligen ICE-2-Wagen vor allem erprobt werden, wie das Klima innerhalb der Züge verbessert werden kann.
Die Temperatur im Zug hängt von vielen Faktoren ab, die sich während der Fahrt oft ändern – etwa der Sonneneinstrahlung oder der Zahl der Reisenden, erklärt Meister. Im Testzug Dirk wird daher mithilfe von Wärmebildkameras, künstlichem Nebel und Sensoren überprüft, wie die Belüftung im Zug verbessert werden kann.
Auch Sitzheizungen und wärmende Infrarot-Paneele an den Sitzrückseiten werden getestet. Dadurch könnte es möglich werden, die Grundtemperatur im Wagen einige Grad kälter zu halten. Ziel sei es, an jedem Sitzplatz eine ideale Temperatur ohne Zugluft zu haben – bloß sei die für jeden Reisenden anders.
Wer kühlere Luft wolle, sitze am Gang besser. Am wärmsten sei es an den Fenstern auf der Sonnenseite. Generell sei der Unterschied zwischen den einzelnen Sitzplätzen aber ziemlich gering. Den einen am besten klimatisierten Sitzplatz im Zug gebe es nicht.