Niedersachsen bittet Bundeswehr um Hilfe
Aktualisiert am 29.12.2023 – 16:23 UhrLesedauer: 39 Min.
Bremen: Drohnenaufnahmen zeigen die starken Überflutungen in Bremer Orten. (Quelle: dpa)
Ergiebige Niederschläge lassen die Flüsse in Deutschland bedrohlich ansteigen. Viele Regionen sind von Hochwasser betroffen. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Das Wichtigste im Überblick
Angesichts anhaltender Regenfälle und gesättigter Böden bleibt die Hochwassergefahr in Teilen Deutschlands bestehen. In Niedersachsen verursacht das Wasser eine nie dagewesene „Notlage“ in einem Freizeitpark. Während sich die Lage in manchen Regionen langsam entspannt, bleibt sie in anderen weiter heikel.
Altenheim im Kreis Gifhorn wegen Hochwasser evakuiert
16.14 Uhr: Ein Alten- und Pflegeheim in Müden (Aller) im Landkreis Gifhorn ist evakuiert worden, weil Wasser in das Haus eingedrungen ist. Am Freitag wurden 13 Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Heim geholt, sagte der Kreisbereitschaftsleiter des Kreisverbands Gifhorn des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Horst Kraemer. Schon am Donnerstag hatten ehrenamtliche Helfer des DRK sowie von der Freiwilligen Feuerwehr rund 20 Bewohnerinnen und Bewohner in anderen Seniorenheimen untergebracht. Mehrere Medien hatten zuvor berichtet.
Nach Angaben des Kreisbereitschaftsleiters drückte sich das Wasser von unten in den Keller der Einrichtung. Auch der Fahrstuhl konnte nicht mehr genutzt werden. Die Evakuierung wurde am Freitagmittag abgeschlossen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims sollen in den anderen Seniorenheimen bleiben, bis die Einrichtung in Müden wieder freigegeben wird. Wann dies der Fall sein wird, blieb zunächst unklar.
Normalisierung an Hochwasser-Krisenpunkten in Thüringen
16.05 Uhr: Die Öffnung eines Helme-Deichs hat dem Ort Mönchpfiffel-Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis Erleichterung in der Hochwassersituation gebracht. Die seit dem Donnerstag kritische Lage in dem 300-Einwohner-Dorf direkt an der Grenze zu Sachsen-Anhalt habe sich entspannt, sagte ein Sprecher des Landratsamtes am Freitag.
Der Deich in der Nähe des Ortes war am Donnerstagabend kontrolliert geöffnet worden, um das Wasser aus dem Fluss auf Felder abzuleiten. „Es hat sich herausgestellt, dass das die richtige Entscheidung war“, so der Sprecher. Die Pegelstände in der Helme stiegen derzeit nicht weiter. Komplette Entwarnung gebe es aber noch nicht.
Niedersachsen bittet Bundeswehr um Hilfe
15.54 Uhr: Die Bundeswehr soll in den vom Hochwasser besonders gefährdeten Gebieten in Niedersachsen die Deiche mit Hubschraubern sichern, berichtet der „Spiegel“. An Donnerstagabend habe die Landesregierung in Hannover Amtshilfeersuchen beim Territorialen Führungskommando (TFK) gesellt. Sechs Hubschrauber seinen daraufhin in Bereitschaft versetzt worden, zitiert das Magazin den Sprecher des TFK.
Weil die Deiche stellenweise so stark aufgeweicht sind, dass Helfer diese mit Fahrzeugen nicht mehr erreichen können, sollen Hubschrauber mit Baumaterial gefüllte Textilbehälter abwerfen, die mit Baumaterial gefüllt sind. Zudem soll die Truppe beim Transport von Menschen und Material helfen und sich für Evakuierungen bereithalten, so der „Spiegel“. Die Haupteinsatzgebiete sollen rund um die Region Oldenburg und nördlich von Hannover liegen.
Hochwasser sorgt für Auswirkungen auf Landwirtschaft
15.16 Uhr: Die Hochwasserlage hat zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft in Niedersachsen. Landwirtschaftliche Flächen seien vor allem entlang der Weser, Aller sowie der Ems betroffen, teilte das Landwirtschaftsministerium in Hannover am Freitag mit.
Besonders problematisch sei das Hochwasser für Ackerbaubetriebe an Standorten mit schweren, ohnehin zu Staunässe neigenden Bodenverhältnissen. Betroffen seien etwa Winterweizen und Wintergerste. Aufgrund der Staunässe und des damit verbundenen Sauerstoffmangels im Boden könnten die Pflanzen weniger Nährstoffe aufnehmen. Eine länger anhaltende sogenannte Überstauung kann demnach für weniger Ertrag sorgen.
Auch auf die Wildpopulation habe das Hochwasser in den betroffenen Regionen erhebliche Auswirkungen, hieß es weiter vom Ministerium. Der Lebensraum mit den im Winter notwendigen Rückzugsbereichen werde knapper, die Tiere fänden weniger Nahrung und müssten daher teilweise ihre Lebensräume verlassen.
R+V: Klimawandel könnte Versicherungen unbezahlbar machen
15.10 Uhr: Der Klimawandel könnte Gebäudeversicherungen nach Einschätzung der Versicherungsbranche teilweise unerschwinglich werden lassen. „Wir laufen sukzessive auf eine Unversicherbarkeit von Risiken zu“, warnte R+V-Vorstandschef Norbert Rollinger, der auch Präsident des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist, im Interview mit der Mediengruppe VRM (Samstag).
Rollinger wiederholte frühere Aussagen, wonach bei drei oder vier Grad Erderwärmung praktisch kein Versicherungsschutz im Gebäudesektor mehr möglich sein wird: „Dann werden Versicherungen so unberechenbar und so teuer, dass wir kein wirtschaftlich tragfähiges Angebot mehr machen können.“