Gold, Bronze und Rekorde: Der Erfolg gibt den deutschen Schwimmern recht. Doch sie hätten noch besser sein können, meint der Bundestrainer – der Zeitplan verhinderte das.
Aus Paris berichtet Melanie Muschong
Die deutschen Schwimmer haben in Paris bisher überzeugt. Lukas Märtens gewann Olympisches Gold über 400 Meter Freistil und Isabel Gose sicherte sich Bronze über die 1.500 Meter Freistil. Beide sind bei diesen Spielen viel im Einsatz, auch über weitere Distanzen. Bundestrainer Bernd Berkhahn sieht genau in Letzterem einen entscheidenden Punkt — gerade, was den Medaillenkampf angeht.
Märtens musste kurz nach seinem Triumph schon wieder über die 200 Meter Freistil im Finale antreten. Berkhahn dazu: „Da wäre definitiv mehr drin gewesen.“ Warum erklärte er ebenso: „Das Programm ist halt gemein, muss man sagen. Also wie kann man 400 Kraul, 200 Kraul direkt hintereinander schalten und dann noch die 4×200 Meter Kraul-Staffel? Das ist ja so ein Distanzbereich, wo sich viele bewegen und viele eine hohe Leistungsfähigkeit haben.“
Dann kritisierte er die Veranstalter der Olympischen Spiele für den Zeitplan im Schwimmen: „Die machen hier im Programm alles so hintereinander und am Ende der Meisterschaften kommt nichts mehr in der Richtung. Das ist so, wo man sagt, Mensch, nach den 400 Meter Kraul hätten wir ruhig mal zwei Tage Pause gebraucht.“ Mit Bezug auf Märtens ergänzt er: „Dann wären die 200 Meter wahrscheinlich ganz anders ausgegangen.“
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Quelle: reuters
Auch Isabel Gose hatte am Mittwochabend über die 1.500 Meter Freistil Bronze (mehr zu ihrem Medaillen-Plan lesen Sie hier) gewonnen und war am Donnerstagfrüh bereits wieder auf den Beinen und schwamm im Vorlauf die 4×200 Meter Freistil Staffel. Sie selbst erzählte, dass ihre Nacht trotz Medaillengewinn kurz war, da sie erst um 1 Uhr nachts dann schlafen gegangen sei.
Auf die Frage von t-online, was dieser eng getaktete Zeitplan ausmacht, antwortete Berkhahn: „Das ist absurd alles. Wenn man es mal sieht: Wir waren jetzt gestern kurz nach 1 Uhr im Team-D-Haus und dann geht sie rein und dann noch mal zum Physio kurz, bis sie dann zur Ruhe kommt. Dann nehmen wir den Bus um 9 Uhr wieder, dann hast du weite Wege. Du kannst nicht aufstehen und gehst um 9 Uhr in den Bus, sondern läufst dann noch mal vom Team-D-Haus zur Mensa und nimmst dein Frühstück ein und läufst von der Mensa noch mal zum Bus, alles weite Wege.“
Für die Regeneration der Sportler sei dies problematisch. „Die Nächte sind kurz. Bei uns waren es 4,5 Stunden Schlaf und bei den Sportlern 6, wenn es hochkommt. Das ist einfach zu wenig, um zu sagen, du schwimmst jetzt hier deine Bestzeit in der Staffel morgens und schwimmst noch mal eine 1:56 Minuten runter, nachdem du dich über die 1.500 Meter Kraul so ausbelastet hast. Das ist nicht möglich“, meint Berkhahn weiter.
Er betont: „Wir tun alles, was wir können, was Regeneration angeht, aber es fehlt am Ende einfach die Zeit und der Schlaf ist immer die beste Regeneration. Auch für solche Topsportler — und der fehlt hier einfach bei diesem krassen Rhythmus, der hier gefahren wird.“