Ein unglücklicher Sturz beim Skifahren: Das Leben des Formel-1-Rekordweltmeisters ändert sich von einer auf die andere Sekunde. „Mehr Pech kann man im Leben nicht haben“, sagt seine Ehefrau.
Es hätte auch ans Meer gehen können mit viel Sonne und Strand. Der Schnee sei nicht optimal, hatte Michael Schumacher vor dem anstehenden Winterurlaub in Méribel vor zehn Jahren seiner Frau Corinna gesagt. Schumacher, ein Perfektionist eben. „Wir könnten ja nach Dubai fliegen und dann gehen wir da springen“, hatte der leidenschaftliche Fallschirmspringer vorgeschlagen, wie die Netflix-Dokumentation „Schumacher“ enthüllte.
Sie entschieden sich aber für die Berge, für den Schnee und das Skifahren in den französischen Alpen. Nicht zum ersten Mal: Weihnachten, Silvester und auch noch der Geburtstag von Michael Schumacher am 3. Januar. Doch so wurde es das letzte Mal: Seit dem Skiunfall am 29. Dezember 2013 in Méribel führen der bald 55 Jahre alte Formel-1-Rekordweltmeister und seine Familie ein anderes Leben.
„Ich glaube, dass man in solchen Fällen lernt, gewisse Momente anders wahrzunehmen“, sagte Sohn Mick Schumacher der Deutschen Presse-Agentur: „Man lernt, die kleinen Dinge zu schätzen.“ Er glaube, dass das auch für viele andere Menschen eine wichtige Erkenntnis sein könne. „Wenn sie sich zu sehr auf die schlechten Dinge konzentrieren und nicht genug auf die schönen Sachen, die es auch noch gibt“, betonte Mick Schumacher.
Der Sohn des Superstars ist inzwischen 24 Jahre alt. Er fuhr selbst auch schon zwei Saisons in der Formel 1 und wird 2024 wie einst sein Vater auch beim Langstreckenklassiker in Le Mans starten. Als sein Vater im Skigebiet von Méribel stürzte, war Mick Schumacher erst 14 Jahre alt.
Ermittler schließen Fremdverschulden aus
Um kurz nach elf Uhr an einem Sonntagmorgen passiert es. „Michael ist bei einem privaten Skitrip in den französischen Alpen auf den Kopf gestürzt. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und wird medizinisch professionell versorgt“, teilt seine Sprecherin Sabine Kehm etwas später mit. Die Dramatik wird aus diesen Worten nicht klar. Es sind Stunden, in denen es bereits um Leben und Tod für den zweifachen Familienvater geht.
Noch dort, wo Michael Schumacher bei einem Schwung am Rand einer markierten Piste gegen einen Stein stößt und ausgehebelt wird, versorgen ihn die Bergretter. Er ist ansprechbar, aber verwirrt. Der Helm, den er trägt, geht bei dem Aufprall kaputt. Die Ski sind nur geliehen. Fremdverschulden wird die ermittelnde Staatsanwaltschaft später ausschließen können. Schumacher war auch nicht schnell unterwegs.
Ein Rettungshubschrauber bringt Michael Schumacher ins Krankenhaus von Moûtiers. Die Kopfverletzungen sind aber zu schwer, es geht direkt weiter in die Universitätsklinik von Grenoble. Vergangen sind rund anderthalb Stunden. Schumacher wird umgehend notoperiert. Die Öffentlichkeit weiß zu diesem Zeitpunkt noch nichts von dem Unfall.
Doch sie wird bald davon erfahren. „Michael war damals der vielleicht bekannteste Bundesbürger, und mein erster Gedanke war, dass dieser enorme Bekanntheitsgrad Ursache für die prominente Meldung war und nicht die Schwere des Unfalls“, sagte Norbert Haug der dpa.
Er kennt Michael Schumacher seit vielen Jahren. Haug war der Mercedes-Motorsportchef, als der siebenmalige Champion für die Silberpfeile 2010 in die Formel 1 zurückkehrte. Es war ein weltweit aufsehenerregendes Comeback, nachdem Schumacher von 1991 bis 2006 die Motorsport-Königsklasse sportlich mit seinen sieben Triumphen, aber auch im Kampf um mehr Sicherheit geprägt hatte. Das schreckliche Imola-Wochenende mit dem Tod von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna 1994 hatte Schumacher in den ersten Jahren seiner Karriere emotional mitgenommen.
Schwere der Verletzung lässt sich zunächst nur erahnen
Wie schwer die Verletzungen Schumachers durch den Skiunfall sind, lässt sich an diesem 29. Dezember 2013 zunächst nur erahnen. Neben seiner Familie treffen unter anderem auch Schumachers langjährige Wegbegleiter Jean Todt und Ross Brawn in Grenoble ein, wo sich auch immer mehr Medienvertreter postieren.
„Werd bitte schnell wieder gesund“, postet der damalige Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski in sozialen Netzwerken. „Meine Gedanken sind bei Schumi“, schreibt der ehemalige Basketballstar Dirk Nowitzki.