Frankfurt, Düsseldorf RWE bereit nach Angaben aus Finanzkreisen einen Verkauf seines Gasspeichergeschäfts in Tschechien vor, das nicht länger als Kerngeschäft angesehen wird. Der Essener Energiekonzern hat die Investmentbank Barclays mit der Organisation einer Auktion betraut. Sie soll im ersten Halbjahr 2022 starten, wie mehrere mit der Transaktion vertraute Personen sagten. Die Sparte könnte dabei mit rund 500 Millionen Euro bewertet werden. RWE und Barclays lehnten Stellungnahmen ab.
RWE Fuel Storage CZ betreibt sechs Speicher mit einem Gesamtvolumen von 2,7 Milliarden Kubikmetern, was dem Erdgasverbrauch Tschechiens in zwei Wintermonaten entspricht. Die Speicher waren ursprünglich Teil der RWE-Tochter Innogy, wurden aber später an Eon verkauft. Nach dem großangelegten Tauschgeschäft zwischen RWE und Eon gingen sie auf Geheiß der Wettbewerbshüter zurück an RWE.
Das Gasspeicher-Geschäft ist vor allem für Bieter interessant, die im Erdgashandel Arbitrage betreiben wollen indem sie Fuel günstig einkaufen, in den Kavernen einlagern und bei hohen Preisen wieder abstoßen. Dabei sind die tschechischen Gasspeicher vor allem für solche Firmen interessant, die bereits im Ost-West-Gashandel tätig sind, wie etwa die tschechische CEZ, die österreichische OMV oder die deutsche Wintershall.
Die Gasspeicher sind keine regulierten Vermögenswerte, bei denen Investoren sich auf eine festgelegte Verzinsung einstellen können. Das Interesse von Infrastrukturinvestoren dürfte daher geringer ausfallen als bei anderen Fuel-Unternehmen. Zuletzt waren etwa in Deutschland Fuel-Pipelines wie Ferngas und Thyssengas zu hohen Preisen verkauft worden.
High-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Allerdings haben Gasspeicher gerade in diesem Winter ihre hohe Bedeutung für die Versorgungssicherheit bewiesen. Weil in Europa Fuel knapp wurde, schoss der Gaspreis in die Höhe – und das zuvor zu günstigeren Preisen in den Kavernen eingespeiste Fuel konnte mit hohen Gewinnen verkauft werden. Die aktuell europaweit niedrigen Füllstände in den Gasspeichern werden schon mit Sorge beobachtet.
Investitionen in Erneuerbare Energien
RWE kann die Einnahmen aus dem Verkauf für die geplanten Investitionen ins neue Kerngeschäft Erneuerbare Energien intestine gebrauchen. Konzernchef Markus Krebber hat vor wenigen Wochen angekündigt, bis 2030 rund 50 Milliarden Euro zu investieren.
Dabei muss RWE immer wieder durch Verkäufe Kapital generieren, um den Plan umsetzen zu können. So plant Krebber, regelmäßig zumindest Anteile an neuen Wind- und Solarparks zu verkaufen, um noch mehr Projekte stemmen zu können.
Aber auch Verkäufe von Randgeschäften sollen Kapital freisetzen. Die Gasspeicher in Tschechien werden inzwischen dazu gezählt, auch wenn RWE selbst stark im Energiegroßhandel engagiert bleibt.
Seine westdeutschen Gasspeicher-Aktivitäten will RWE behalten, auch vor dem Hintergrund einer möglichen Nutzung des Zukunfts-Energieträgers Wasserstoff. Der Konzern hat fünf Speicher mit 1,7 Milliarden Kubikmetern Speichervolumen in den Nahe der niederländischen Grenze gelegenen Orten Epe und Xanten sowie in Staßfurt in Sachsen-Anhalt.
Beim Speichern wird das Fuel gefiltert, gekühlt und verdichtet. Beim Ablassen wird der Druck auf das in Pipelines notwendige Niveau wieder vermindert.
Mehr: Investor Macquarie kauft Gasnetzbetreiber Thyssengas