In Frankreich liegt am Olympia-Eröffnungstag das Schnellzugnetz lahm. Der Verkehrsminister spricht von „koordinierten, böswilligen Handlungen“.
In Frankreich herrscht am Freitag landesweites Bahnchaos. Seit dem frühen Morgen ist der Zugverkehr auf diversen Hochgeschwindigkeitsstrecken gestört. In fast allen Landesteilen wurden nur Stunden vor der Olympia-Eröffnung wichtige Linien von Anschlägen getroffen.
Video | Chaos in Paris: t-online-Olympia-Reporterin Melanie Muschong berichtet vom Bahnhof Montparnasse.
Quelle: t-online
Das Bahnunternehmen SNCF teilte mit, man sei Opfer eines „massiven Angriffs zur Lahmlegung des TGV-Netzes“ geworden. Brandstifter hätten gezielt Feuer an Anlagen entlang der Hochgeschwindigkeitsstrecken gelegt, die die Hauptstadt mit dem Westen, Norden und Osten des Landes verbinden.
Die wichtige Verbindung zwischen Paris und Lille wurde unterbrochen. Außerdem wurde der Verkehr auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Paris und Tours sowie Paris und Le Mans eingestellt. Die Störungen dürften „mindestens das ganze Wochenende andauern“, teilte die SNCF mit. An den Pariser Bahnhöfen wurden Berichten zufolge die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Schwer bewaffnete Beamte patrouillieren.
Verkehrsminister Patrice Vergriete sprach von „koordinierten, böswilligen Aktionen“, die sich gegen mehrere TGV-Linien gerichtet hätten. „Ich verurteile diese kriminellen Handlungen, die die Urlaubsreisen vieler Franzosen gefährden, auf das Schärfste“, schrieb er auf der Plattform X.
Auch Sportministerin Amelie Oudea-Castera verurteilte die Attacken. „Das ist absolut entsetzlich“, sagte sie dem Fernsehsender BFMTV. „Die Spiele ins Visier zu nehmen, heißt, Frankreich ins Visier zu nehmen.“
Der Schnellzugverkehr auf der Atlantik-, Nord- und Ostachse sei durch die Brandanschläge derzeit so massiv beeinträchtigt, dass rund 800.000 Reisende betroffen seien, teilte die SNCF mit. Auch auf der Route zum Stade de France, einem der Austragungsorte der Olympischen Spiele, geht derzeit nichts. Im Südosten sei hingegen ein weiterer „böswilliger Akt vereitelt“ worden.
An den Bahnhöfen herrscht Durcheinander, die Passagiere sind verunsichert. Da die TGV-Züge vom Schnellzugnetz auf normale Strecken ausweichen müssen, kommt es zu erheblichen Verspätungen. Viele TGV-Fahrten müssten ganz gestrichen werden, gab die SNCF am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an. Das Unternehmen rief die Fahrgäste auf, ihre Reisen zu verschieben und nicht zu den Bahnhöfen zu kommen.
Wegen der Olympischen Spiele ist die Sicherheitslage in Frankreich angespannt, der Aufwand zum Schutz des Mega-Events ist gewaltig. Rund 35.000 Polizisten und Gendarmerie-Mitglieder sowie 18.000 Soldaten werden bei den Spielen im Schnitt jeden Tag im Einsatz sein. Scharfschützen, Taucher und KI-Kameras sollen mögliche Zwischenfälle rund um die Eröffnungsfeier am Abend auf der Seine verhindern.