Der Bundesnachrichtendienst (BND) steht vor großen Herausforderungen. Personalmangel und rechtliche Hürden erschweren die Auslandsaufklärung erheblich.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat angesichts der Bedrohungen aus Russland, China, Nordkorea und dem Iran mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Nach Informationen der „Bild“ fehlen dem BND derzeit über 700 Geheimagenten, was die Effizienz der Auslandsaufklärung stark beeinträchtigt. Zudem erschweren rechtliche Beschränkungen die Arbeit des Geheimdienstes.
Aktuell sind beim BND 6.500 Männer und Frauen beschäftigt, doch viele Stellen bleiben unbesetzt. BND-Präsident Bruno Kahl benötigt dringend neue Geheimagenten, um die Lücken zu schließen. Zusätzlich nutzen viele Beamte das während der Corona-Zeiten eingeführte Homeoffice und verbringen einen Tag in der Woche ohne Dienstrechner und Aktenzugriff zu Hause.
Ein weiteres Problem stellt der hohe Krankenstand dar. Mehr als 1.000 Beamte des BND hatten im vergangenen Jahr 30 oder mehr Fehltage. Das ist doppelt so hoch wie im Rest der Bevölkerung, so waren im Jahr 2022 Arbeitnehmer in Deutschland durchschnittlich 15 Tage krankgemeldet. Zudem sorgt wohl das Rotationsprinzip für Frust unter den Mitarbeitern, da Spezialisten regelmäßig Aufgaben übernehmen müssen, die nicht ihrem Fachgebiet entsprechen.
So müssen auch die wenigen Mitarbeitenden mit Russisch-Kenntnissen rotieren und sich stattdessen mit anderen Ländern beschäftigen. Dabei wird die Bedrohung aus Russland als besonders gravierend eingestuft. Ein Angriff Russlands auf NATO-Verbündete könnte den BND vor extreme Herausforderungen stellen, da die Spionage stärker an Bundeswehr-Interessen ausgerichtet werden müsste. Zudem besteht die Gefahr eines Personalverlustes, da viele der BND-Agenten auch aktive Soldaten sind, die im Ernstfall von der Bundeswehr benötigt würden.
Gleichzeitig gestaltet sich die Rekrutierung neuer Beamter ebenfalls schwierig. Im März schaltete die Behörde eine große Werbekampagne, auf die sich 10.000 Interessenten bewarben. Doch seitdem kam es noch zu keiner einzigen Einstellung. Das liegt an den strengen Anforderungen. Ein Bewerbungsverfahren dauert 13 Monate und dabei wird auch die Vergangenheit der Interessenten gründlich durchleuchtet, berichtet der Tagesspiegel. Das Verfahren kostet pro Bewerber 100.000 Euro. Die Durchfallquote bei der höchsten Stufe der Sicherheitsüberprüfung, die neue Spione benötigen, liegt bei 40 Prozent.
Sicherheitsexperten äußern deshalb Zweifel an der Krisenfestigkeit des BND. Der Militär-Stratege Professor Matthias Strohn von der Uni Buckingham sagt der „Bild“: „Überleben kann der BND nur, wenn ihn Amerikaner und Briten mit Hinweisen füttern.“ Die Politik dürfe die Behörde nicht weiter vor sich hin vegetieren lassen, sondern müsse sie stärken.