Apropos Mercedes: Der ehemalige Serienweltmeister, der in den vergangenen Jahren arg in die Krise geraten war, machte quasi im Windschatten des Zweikampfs zwischen Red Bull und McLaren selbst einen großen Schritt nach vorn. Während sie in Österreich den Sieg nur abstaubten, meldeten die „Silberpfeile“ dann spätestens beim letzten Rennen in England auch wieder Führungsansprüche aus eigenem Antrieb an. Russell und Hamilton holten sich die ersten zwei Startplätze und am Ende eines spannenden Rennens triumphierte Hamilton.
In den vergangenen fünf Rennen gab es also vier verschiedene Sieger. Mindestens drei Autos scheinen siegfähig. In den bisherigen zwölf Rennen der laufenden Saison schafften es sogar ganze sechs verschiedene Fahrer auf den obersten Podestplatz. Zum Vergleich: In der gesamten vergangenen Saison konnten lediglich drei Fahrer ein Rennen gewinnen. Hinzu kommt: Selbst Rennen, bei denen Verstappen am Ende siegreich ist, verlaufen spannend. Die Zeiten der einsamen Dominanz, wo der dreifache Weltmeister Kreise um die Konkurrenz fuhr, sind vorbei.
Es war Verstappen selbst, der nun vor dem Großen Preis von Ungarn ein äußerst ernüchterndes Fazit zog: „Ich denke, dass wir in den letzten Rennen nicht das schnellste Auto waren, also erwarte ich nicht, dass das jetzt anders sein wird“, sagte er. „Die letzten Wochenenden waren für mich eine große Herausforderung, um das Beste aus den Fahrzeugen herauszuholen“, so der 26-Jährige weiter. „Realistisch gesehen haben andere Teams größere Schritte gemacht.“
Klar: Verstappen führt die Fahrerwertung immer noch genauso an, wie Red Bull die Teamwertung beherrscht. Verstappen hat mit seinen 255 Punkten ein großzügiges Polster auf den Zweitplatzierten Norris mit seinen 171 Zählern. Auch Red Bull liegt in der Teamwertung mit 373 Punkten immer noch 71 Zähler vor Ferrari auf Platz zwei (302). Dass die beiden Weltmeistertitel am Ende doch wieder in den Händen von Verstappen und Red Bull landen: nicht ausgeschlossen, vielleicht sogar wahrscheinlich – aber eben keine Selbstverständlichkeit mehr.
Dass man auch bei Red Bull selbst mittlerweile die ein oder andere Sorgenfalte auf der Stirn trägt, wird aktuell jedenfalls mehr als deutlich. Anzeichen eins: Berichten zufolge spielt das Team aktuell mehr denn je mit dem Gedanken, seinen zweiten Fahrer Sergio Pérez auszutauschen. Der Mexikaner zeigt schon seit Jahren inkonstante Leistungen, die ihn eigentlich den Job hätten kosten können. Red Bull hielt aber an ihm fest. Der Grund: Das Team brauchte keine Topleistungen von Pérez. Verstappen allein holte genug Punkte, um auch die Teamwertung zu gewinnen. Warum also einen besseren Fahrer holen und die gute Teamchemie gefährden?