Blut an der Zahnbürste oder rosafarbener Zahnpasta-Schaum beim Ausspucken sind Warnzeichen, die auf eine Zahnfleischentzündung hindeuten.
Eine leichte Zahnfleischentzündung, Gingivitis genannt, bildet sich mit einer guten Mundhygiene meist von selbst zurück. Ist der gesamte Zahnhalteapparat betroffen, sind die Zähne in Gefahr.
Welche Aufgabe hat das Zahnfleisch?
Das Zahnfleisch ist Teil des Zahnhalteapparates, Parodontium genannt. Dieser umfasst Zahnfleisch, Alveolarknochen (Teil des Kieferknochens), Wurzelsegment und Wurzelhaut. Zusammen mit der Zahnwurzel sorgt der Zahnhalteapparat dafür, dass die Zähne fest im Kiefer verankert sind. Das Zahnfleisch, die sogenannte Gingiva, ist der äußere Abschluss des Zahnhalteapparates. Es schützt das Wurzelgewebe des Zahns und dichtet es gegen schädliche äußere Einflüsse wie Speisereste und Keime ab.
Wie kommt es zu Zahnfleischbluten?
Die Ursachen von Zahnfleischbluten können verschieden sein. Meist führt eine unzureichende Mundhygiene zu einer Vermehrung von Bakterien, welche eine Zahnfleischentzündung auslösen. Neben unzureichender Zahnpflege zählen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, hormonelle Störungen, Stress, Nikotin und Vitamin-C-Mangel zu den Risikofaktoren für Entzündungen des Zahnfleisches. Entzündetes Zahnfleisch zeigt sich zuerst durch Rötung und Schwellung. Später kann es zu Zahnfleischbluten kommen. Betroffene bemerken die Blutung meist durch Blut an der Zahnbürste, rosa verfärbten Zahnpasta-Schaum beim Ausspucken oder eine Rotfärbung der Zahnseide.
„Eine leichte Zahnfleischentzündung, die sogenannte Gingivitis, macht zunächst keine großen Probleme, sollte aber ernstgenommen werden. Mit einer guten Mundhygiene erholt sich das Zahnfleisch in der Regel wieder. Blutet das Zahnfleisch trotz gründlicher Mundpflege weiter, sollten Sie zum Zahnarzt gehen“, Dr. Jochen H. Schmidt, zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln.
Dr. Jochen H. Schmidt
Dr. Jochen H. Schmidt ist zahnärztlicher Leiter („Master of Science Oral Implantology“) des Carree Dental in Köln.
Wann wird Zahnfleischbluten gefährlich?
Kritisch wird es, wenn sich die Entzündung auf andere Bereiche des Zahnhalteapparates ausdehnt, sich also eine Parodontitis entwickelt. Dann kommen zu Blutungen, Schwellungen und Rötung oftmals Mundgeruch und teilweise auch schmerzendes Zahnfleisch hinzu. Bleibt eine Parodontitis unbehandelt, bildet sich mit der Zeit das Zahnfleisch zurück und die Zahnfleischtaschen werden tiefer. Die Zähne werden angreifbarer. Die Gefahr, dass sich die Zähne lockern, besteht dann, wenn sich der Kieferknochen in Folge der anhaltenden Entzündungsreaktion zurückbildet. „Über die Entzündungsherde im Zahnfleisch können die Keime sogar in die Blutbahn gelangen und so unter anderem Diabetes, Gefäßverkalkungen und Herzinfarkte verursachen“, warnt Schmidt.
Wie kann man Zahnfleisch und Zähne am besten schützen?
Ein wichtiger Baustein für den Schutz von Zähnen und Zahnhalteapparat sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen Erwachsenen einmal im Halbjahr die Kosten für eine Zahnvorsorgeuntersuchung. Einmal im Jahr werden die Kosten für die Zahnsteinentfernung übernommen, bei der die Zähne von harten Zahnbelägen, sogenannten Plaques, befreit werden. Alle zwei Jahre zahlen die Krankenkassen eine Parodontitis-Früherkennung. Die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung müssen Patientinnen und Patienten in der Regel selbst zahlen. Manche Krankenkassen bezuschussen die Behandlung.
„Ein grundsätzliches Problem einer Parodontitis liegt in der oft späten Diagnose. Durch ihren langsamen und anfangs schmerzlosen Verlauf bleibt die Zahnbettentzündung von den Betroffenen oft lange unbemerkt und wird daher oft erst sehr spät erkannt – insbesondere, wenn die Patienten nicht regelmäßig zur Vorsorge gehen“, sagt Schmidt.
Gute Mundhygiene beugt entzündetem Zahnfleisch vor
Der zweite bedeutende Baustein neben der Zahnvorsorge zur Vorbeugung von Karies und Zahnfleischproblemen ist eine gründliche Mundhygiene. Morgens und abends sollten die Innen-, Außen- und Kauflächen aller Zähne drei Minuten geputzt werden – und das auch bei Zahnfleischbluten. Der Zahnarzt rät, die Borsten dabei sanft gegen die Zähne zu drücken und Speisereste und Beläge dann mit kleinen, rüttelnden Bewegungen zu beseitigen. Bei der Zahnpflege sollte man zudem darauf achten, die Zahnzwischenräume und die schwer zugänglichen Backenzähne besonders gründlich zu reinigen. Wo die Zahnbürste nicht hinkommt, helfen Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten. Nach sechs Wochen sollte man die Zahnbürste gegen eine neue austauschen.
„Die chronische Parodontitis ist meist bakteriell bedingt und die Folge einer nicht behobenen Gingivitis. Eine gute Mundhygiene ist daher der beste Schutz. Verbessert eine angepasste Mundhygiene das Zahnfleischbluten und die Zahnfleischschwellung nicht, sollte die bestehende Entzündung frühzeitig zahnärztlich behandelt werden, um langfristige Schäden zu verhindern“, empfiehlt Schmidt. „Bereits zurückgebildetes Zahnfleisch sowie Schäden am Kieferknochen sind nicht rückgängig zu machen.“