Das Jahr neigt sich dem Ende, was im Norden bedeutet: Die Kohlfahrtsaison geht bald los! Mit unserem A bis Z kann nichts schiefgehen.
Ahnungslosigkeit: Fangen wir direkt damit an, dass unsere nicht-norddeutschen Freunde meistens keinen blassen Schimmer davon haben, was zur Hölle eine Kohlfahrt ist. Tja, wie erklärt man es knackig? Vielleicht so: Eine Truppe latscht bei kühlen Temperaturen durchs Nirgendwo. Mit dabei: ein Bollerwagen mit ordentlich Alkohol, Musik und Utensilien für unnötige Spiele wie Tampon-Weitwurf, zu denen man sich zwischendurch gezwungen fühlt. Es ist ein bisschen wie bei Frodo und Sam auf dem Weg nach Mordor. Ziel: Ein Gasthaus, wo viele andere Kohltruppen eintreffen und die komplette Kohl-und-Pinkel-Palette auf den Tisch kommt. Anschließend wird getanzt und vorsichtshalber weiter getrunken.
Bekleidung: Die richtigen Klamotten für die Kohlfahrt zu finden ist nicht einfach. Einerseits will man auf dem Weg nicht erfrieren, andererseits will man bei der eigentlichen Kohlparty im Gasthaus einfach nur umwerfend aussehen. Für beide Zwecke eignet sich also die lange Unterhose.
Cola-Korn: Das Leibgetränk der norddeutschen Flachländer. Auf jedem Tisch im Gasthaus wird das Kultgetränk gleich flaschenweise landen. Ist ja schließlich all-inclusive. Doch Vorsicht, die Mischung macht’s! Cola-Korn mixt man wie folgt: Korn einschenken (nach Gefühl), bisschen Cola hinterher, noch mal ein bisschen Korn (nach Gefühl), merken, dass es zu viel war, „Ups“ sagen und dann einfach Augen zu und durch die Kehle.
DJ: Der Mensch mit dem schwierigsten Job des Abends. Ständig wird er oder sie von torkelnden, lallenden Kohlfahrt-Opfern belagert, die dringend ihren Musikwunsch loswerden wollen, diesen aber nicht mehr formulieren können. Pro-Tipp: den DJ einfach in Ruhe lassen. Es sei denn, er hat „Wahnsinn“ von Wolle Petry noch nicht gespielt. Das wäre ’ne Frechheit!
Etikette: Die existiert auf einer Kohlfahrt nicht. Es gibt weder Dresscode noch Benimmregeln. Hauptsache ist nur: Nett sein, niemandem auf die Pelle rücken und sich möglichst nicht auf die Tanzfläche übergeben.
Flirten: Uff, nach ein paar Bier geht das Geflirte im Gasthaus los. Was bedeutet: dem Mensch der Begierde kurz verstohlen zunicken, kaum hörbar „Moin“ sagen, knallrot werden und sich am besten unter dem Tisch verstecken. Danach wieder dem Bier widmen.
Getränke: Wer nicht während des Kohlmarschs schon strunzvoll im Gebüsch landen will, sollte eine inoffizielle Kohlfahrt-Regel beachten: Finger weg von Brausezeug! Alles, was nach Sekt aussieht oder schmeckt, sollte zu Hause bleiben. Bier ist der richtige Begleiter, gefolgt von klarem Korn.
Hochzeitssuppe: Die Klassiker-Suppe wird in den meisten Fällen als Vorspeise im Gasthaus serviert. Doch für viele ist die Hochzeitssuppe ein unnötiges Übel, weil man schließlich Hunger hat und nur scharf auf den Kohl ist. Doch die Suppe sollte man genießen: Sie ist eine warme Wohltat nach dem kalten Kohlmarsch und schafft die erste solide Basis für eine herausfordernde Nacht.
Jackentasche: Am nächsten Tag lohnt sich ein Blick in die Jackentasche. Oft ist ein Potpourri aus kleinen Andenken der letzten Nacht vorzufinden: ein halbleerer, klebriger Schnaps der Sorte „Party Popcorn“, eine angebissene Wurst, das zerrissene All-Inclusive-Bändchen vom Gasthaus und die Visitenkarte vom DJ, den man ja unbedingt für die nächste Geburtstagsparty buchen wollte.
Kohl: Kommen wir zu dem Star, um den es ja eigentlich geht: der göttliche Grünkohl, begleitet von Kartoffeln, Pinkel, Kasseler und Mettenden. Ein kulinarisches Gedicht auf dem Teller, ein Wunderwerk der norddeutschen Küche. Wer den Kohl nicht ehrt, macht was verkehrt.