Früher „Traumjob“, heute will es keiner machen. Das hat Folgen vor allem für die Touristen in der Seestadt. Seit zwei Jahren finden keine Hafenrundfahrten statt.
Hier hat der Fachkräftemangel ganz konkrete und vor allem spürbare Auswirkungen: Weil sich seit etwa zwei Jahren kein qualifiziertes Personal bewirbt, müssen seitdem die sonst so beliebten Hafenrundfahrten im Fischereihafen von Bremerhaven ausfallen. Gesucht wird ein Kapitän oder eine Kapitänin. Doch es trudeln schlicht keine Bewerbungen ein, teilte die zuständige Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH (FBG) bereits im November mit. Im Gespräch mit dem Regionalmagazin „buten un binnen“ bekräftigte ein Sprecher nun die verzwickte Lage.
Man versuche auf verschiedenen Wegen qualifiziertes Personal anzuwerben, doch das gelinge nicht. Dabei beschreibt die FBG Bremerhaven das Amt des Kapitäns als „Traumjob“. In einer Mitteilung heißt es dazu: „Es gab Zeiten, in denen „Kapitän auf großer Fahrt“ ein Traumberuf für jeden Jungen war. Längst haben auf vielen Schiffsbrücken Frauen die Verantwortung und das Kommando übernommen. Aber ausgerechnet für eine ganz kleine und doch großartige Fahrt scheint sich niemand zu interessieren.“
Bis zu 40.000 Touristen jährlich betroffen
Der traditionsreiche Fischereihafen biete vor allem Touristen einen besonderen Blick auf die Stadt. Vom Wasser seien besonders gut die Packhallen, Werftbetriebe, touristischen Attraktionen und „hochmodernen Forschungszentren“ zu bestaunen. Auch vor diesem Hintergrund sei es „schade, dass die Besucher den Fischereihafen zurzeit nicht vom Wasser aus erleben können“, hieß es. Man kämpfe dafür, in Zukunft die Schiffstouren durch den Hafen wieder anbieten zu können.
Im Gespräch mit „buten un binnen“ sagte Sebastian Gregorius von der FBG, dass einzig ein Binnenschifffahrtspatent notwendig sei. „Ein lockeres Mundwerk und Bremerhaven-Kenntnisse“ seien zwar ebenfalls gerne gesehen, werden aber nicht vorausgesetzt. „In dem Fall würde man einen Guide mit an Bord nehmen, der das Quatschen übernimmt – davon haben wir mehr als genug“, so Gregorius weiter.
Von der Kapitänsflaute und den damit verbundenen Folgen sind jährlich etwa 30.000 bis 40.000 Touristen betroffen, denen man keine Rundfahrten anbieten könne. Das wirke sich auch auf umliegende Betriebe aus. Vor allem die Gastronomie leide unter dem geringeren Touristenaufkommen.