Tagelanger Regen und durchgeweichte Böden: Vielerorts gibt es Hochwasser. In einigen Teilen Deutschlands entspannt sich die Lage langsam. Unwetterwarnungen für mehrere Bundesländer wurden aufgehoben.
Tagelanger Dauerregen hat Bewohner und Einsatzkräfte über Weihnachten in vielen Regionen Deutschlands vor Herausforderungen gestellt.
Wegen drohender Überschwemmungen am vollgelaufenen Stausee Kelbra und an der Helme forderte der Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) die Bewohner der Ortschaft Thürungen zur Evakuierung auf. „Alle Einwohnerinnen und Einwohner sind aufgerufen, bis spätestens 18.00 Uhr ihre Häuser zu verlassen“, teilte eine Sprecherin des Kreises am Nachmittag mit. Es handele sich um etwa 180 Menschen.
Sie sollten sich zu Verwandten oder Bekannten begeben, hieß es. Eine Notunterkunft sei in der Ziegelhüttenstraße in Kelbra eingerichtet. Thürungen gehört zur Verbandsgemeinde Goldene Aue.
Zwei Orte in Sachsen-Anhalt wurden evakuiert
Und auch im anliegenden Oberröblingen mussten Anwohnerinnen und Anwohner ihre Häuser verlassen. Laut der „Mitteldeutschen Zeitung“ (MZ) fuhren am Abend Lautsprecherwagen der Feuerwehr durch die Straßen und wiesen die Menschen an, ihre Häuser zu verlassen.
Nach den Dauerregenfällen in den vergangenen Tagen ist der Stausee Kelbra an die Kapazitätsgrenze angelangt, in den Ortschaften entlang der Helme drohen Überschwemmungen. Betroffen sind dem Landkreis zufolge Orte in den Gemeinden Goldene Aue, Südharz, Sangerhausen und Allstedt. Auch dort sollten sich die Einwohner auf mögliche Evakuierungen vorbereiten.
Im thüringischen Windehausen mussten Menschen bereits am ersten Weihnachtsfeiertag ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Der Ort wurde aufgrund der kritischen Hochwasserlage am Montag geräumt. Von den knapp 500 Einwohnern seien schätzungsweise noch 100 in dem Ort, so Matthias Marquardt, Bürgermeister der Stadt Heringen, zu der Windehausen gehört.
Für Windehausen wurde am Nachmittag ein Verbot zum Betreten verhängt. Damit sollten die begrenzte Zufahrt für die Rettungskräfte frei- und Katastrophentouristen abgehalten werden, sagte Marquardt. „Die Lage ist derzeit noch kritisch, aber stabil.“
Okertalsperre erreicht maximale Kapazität
Weniger stabil ist die Lage im niedersächsischen Landkreis Goslar. Dort hat die Okertalsperre im Harz ihre maximale Kapazität erreicht. Über den Überlauf der Staumauer werde nun mehr Wasser in die Oker abgegeben, teilte die Stadtverwaltung Braunschweig am Mittag mit. Statt 16 Kubikmeter pro Sekunde fließen nun 30 Kubikmeter pro Sekunde in den Fluss. Die Stadt erwartete einen steigenden Pegelstand am späten Abend. Deshalb wurden mehrere Straßen in der Nähe des Flusses Oker gesperrt.
In dem Ort Rinteln im Landkreis Schaumburg sind am Morgen die Bewohner einer Straße direkt an der Stadtmauer evakuiert worden, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Laut NDR wurden 108 Bewohner evakuiert. In der betroffenen Straße seien die Keller der Gebäude vollgelaufen. Die Feuerwehr sei mit Pumpen vor Ort und staple Sandsäcke.
Video | Okertalsperre läuft über – Flutwelle in Braunschweig erwartet
Quelle: t-online
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) rechnet für die kommenden Tagen weiter mit einer angespannten Hochwassersituation. „Tatsächlich ist die Lage in ganz Niedersachsen sehr angespannt“, sagte NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer. In vielen Teilen des Landes sei auch in den kommenden Tagen mit steigenden Pegelständen zu rechnen, betonte Rickmeyer. „Wir haben ja einmal Hochwassersituationen in den großen Flüssen, aber wir haben natürlich auch überall im ganzen Land viele kleine Bäche, die anschwellen.“
Auch die Hochwasserlage in Nordrhein-Westfalen bleibt angespannt. „Wir haben überwiegend steigende oder gleich bleibende Hochwasserpegel“, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Düsseldorf. Dies führe zu Druck auf die Deiche.
Zurückgehende Wasserstände in Rheinland-Pfalz und Hessen
Die Wasserstände an Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland hingegen gehen bis auf wenige Ausnahmen zurück – und das dürfte in den kommenden Tagen auch erstmal so bleiben. „Die Tendenz ist fallend“, sagte ein Sprecher des Hochwassermeldedienstes in Mainz.
Möglicherweise könnte es zum neuen Jahr wieder einen Anstieg geben. Für die nächsten Tage erwartete auch der Deutsche Wetterdienst keine großen Regenmengen. Am Oberrhein waren die Höchststände laut Hochwasservorhersagezentrale bereits erreicht, am Mittelrhein wurden die höchsten Stände im Verlauf des Tages erwartet, anschließend sollte das Wasser auch hier zurückgehen.