Düsseldorf Der deutsche Leitindex Dax ist derzeit in einer stabilen Verfassung, aber für einen Jahresschlussspurt muss der Leitindex noch eine weitere wichtige Marke überwinden. So lässt sich derzeit die Lage am Aktienmarkt beschreiben.
Der Dax, der im Tagesverlauf noch zeitweise bis knapp unter die 15 800-Punkte-Marke kletterte, schloss am heutigen Montag mit minus 0,01 Prozent bei 15.621 Punkten quick unverändert.
Mit dem Tageshoch von 15.794 Punkten struggle die Frankfurter Benchmark nicht mehr weit entfernt von den wichtigen Hürden, deren Überwindung den Weg für Kurse oberhalb von 16.000 Punkten ebnen würde. Den letzten Handelstag der vergangenen Woche beendete das Börsenbarometer noch mit einem Minus von 0,1 Prozent beim Stand von 15.623 Stellen. Auf Wochensicht legte der Leitindex allerdings knapp drei Prozent zu.
Anhaltspunkte, ab wann noch ein Jahresschlussspurt mit Kursen einsetzen könnte, liefert ein Blick auf den Dax-Chart der vergangenen Woche. Mit Kursen über 15.834 Zählern würde der deutsche Leitindex seinen kleinen Aufwärtstrend seit Ende November fortsetzen. Mit Notierungen unterhalb von 15.150 Zählern wäre hingegen die Aufwärtsbewegung auf Wochenbasis beendet.
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Doch für Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Companions ist es längst nicht sicher, dass der Dax das Hoch der vergangenen Woche von 15.834 Punkten überwinden kann. Denn zuletzt kam es bei steigenden Kursen recht schnell zu Gewinnmitnahmen. „Gerade zum Jahresende hin dürften die Gewinnmitnahmen nicht weniger werden“, meint der Kapitalmarktexperte. Denn kurz vor dem Jahresende wolle sich niemand mehr auf der falschen Seite positionieren. „Deshalb werden Positionen, die in die falsche Richtung laufen, schnell wieder aufgelöst.“ Die Nervosität am Markt bleibt hoch, was sich sowohl aus den unverändert hohen Börsenumsätzen als auch aus der weiterhin überdurchschnittlichen Volatilität ableiten lässt.
Zur Orientierung sollten Anleger laut technischer Analyse „zwei wichtige Leitplanken kennen“, wie es Jörg Scherer von HSBC Deutschland formuliert. Auf der Unterseite bietet der Bereich der 200-Tage-Linie eine sehr wichtige Unterstützung. Diese Linie wird vor allem von langfristig orientierten Investoren beachtet und verläuft derzeit bei 15.458 Zählern. Sollte der Dax unter diese Marke fallen, wäre ein Jahresschlussspurt wohl kein Thema mehr.
Auf der Oberseite wirkt die 38-Tage-Linie als größere Hürde. Diese Linie bildet den kurzfristigen Development ab und verläuft bei 15.781 Stellen. Entsprechend meint Martin Utschneider, technischer Analyst bei der Privatbank Donner & Reuschel: „Für eine mögliche ,Weihnachts-Rally‘ muss die 38-Tage-Linie deutlich und nachhaltig überwunden werden.“ Der Kursverlauf am heutigen Montag unterstreicht die Bedeutung dieser Durchschnittslinie. Nach dem Tageshoch von 15.794 Punkten gab der Dax wieder nach und rutschte unter die 38-Tagelinie
Die Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment bietet wenig Anhaltspunkte, in welche Richtung sich der Dax in den kommenden Tagen bewegen wird. Eine große Zahl von Anlegern ist impartial eingestellt. Eine Tendenz, aus der sich kein neuer Development ableiten lässt, die allerdings eine neue Richtung verschärfen kann, wenn diese Neutralen beginnen zu investieren. Für Stephan Heibel steht nach Auswertung der Umfrage fest, dass Anleger „Mut und eine gute Absicherung benötigen, wenn sie derzeit investieren wollen“.
Türkischer Lira droht weiterer Kursverfall
Neue Handelswoche, neue Rekordtiefs bei der türkischen Lira. Im Gegenzug steigt der Greenback erstmals über die Marke von 14 Lira und hat mit 14,6180 eine neue Bestmarke erreicht. Ähnlich sieht die Lage bei der europäischen Gemeinschaftswährung aus, die zum ersten Mal in der Historie über 16 Lira gestiegen ist. Das neue Rekordhoch liegt bei 16,4441 Lira.
Am vergangenen Freitag gab es die dritte erfolglose Devisenintervention der türkischen Zentralbank. Dabei fällt auf: Die Halbwertszeit eines jeden Eingriffs wird immer kleiner. Am Freitag dauerte es nur eine Stunde, bis der Euro quick exakt sein Ursprungsniveau wieder erreicht hatte. Das darf nicht überraschen: Denn alle Marktteilnehmer wissen, dass die Zentralbank über viel zu geringe Greenback-Reserven verfügt, um am Markt erfolgreich zu agieren.
Und nach Meinung der Devisenanalysten der Commerzbank dürfte es in den kommenden Wochen zu einem weiteren Verfall kommen. Der Grund für die Annahme: Bislang lag die Inflationserwartung hinter der tatsächlichen Inflation. Doch dieses Bild hat sich geändert. Mittlerweile scheinen die Inflationserwartungen über dem Niveau der tatsächlichen Inflation zu liegen. „Diese zukunftsgerichtete Sicht beruht wahrscheinlich darauf, dass die Währung schon stark abgewertet hat und dass das letztlich wieder auf die Inflation durchschlagen wird“, meint Commerzbank-Analyst Tatha Ghose.
Das dürfte die Spirale zwischen Abwertung des Wechselkurses und höherer Inflation immer weitertreiben. Deswegen würde es in den kommenden Wochen „zu einem starken Überschießen des Greenback-Lira-Wechselkurses nach oben kommen“.
Am Donnerstag findet die nächste geldpolitische Sitzung der türkischen Zentralbank statt. Der Markt rechnet bereits jetzt damit, dass der einwöchige Reposatz um weitere 100 Basispunkte auf 14,00 Prozent gesenkt wird.
Blick auf Einzelwerte
SAP: Ein positiver Analystenkommentar gibt Auftrieb. Die Aktien der Softwarefirma steigen bis zum Handelsschluss um 2,6 Prozent auf 122,50 Euro. Die Experten der UBS stuften die Titel von „impartial“ auf „purchase“ hoch und hoben das Kursziel von 130 auf 147 Euro an. Experte Michael Briest setzt auf eine Beschleunigung des Cloud-Geschäfts im kommenden Jahr, die die Neubewertung der Papiere vorantreibt.
Daimler Truck: Für das erst am vergangenen Freitag an die Börse gebrachte Papier gab es weitere Analysteneinschätzungen. Experten mögen die Anlagestory des Lkw-Marktführers mit Kurszielen von bis zu 48 Euro. Am Freitag zu 28 Euro gestartet, stiegen sie am heutigen Montag um 9,8 Prozent auf 32,72 Euro.
Hugo Boss: Im Nebenwerteindex MDax gewannen die Papiere zwischenzeitlich quick vier Prozent, zum Handelsende betrug das Plus allerdings nur noch knapp ein Prozent. Andreas Riemann von Oddo BHF sieht den Wandel der Metzinger erst am Anfang.
Carl Zeiss Meditec: Die Papiere machten mit einem Satz von 7,8 Prozent den Dämpfer vom Freitag nach Geschäftszahlen vergessen. Falko Friedrichs von der Deutschen Financial institution beruhigte und avisierte ein vielversprechendes neues Geschäftsjahr.
United Web: Aktien von United Web profitieren von den Plänen des Vorstandschefs zur Anteilsaufstockung. Ralph Dommermuth erhielt verschiedene Angebote zum außerbörslichen Kauf von Aktienpaketen. Er hatte sich zuletzt offen gezeigt, bis zu 35 Euro je Aktie zu zahlen und damit mehr, als Anleger momentan an der Börse hinblättern müssen. Das Papier stieg bis zum Handelsende um 3,7 Prozent auf 34,15 Euro.
Fraport: Der Flughafen-Betreiber rechnet für den laufenden Monat wegen der sich erneut verschärfenden Coronakrise mit einer Abschwächung der Erholung bei den Passagierzahlen. Die Aktie schließt 1,7 Prozent im Minus.
Morphosys: Ermutigende Testergebnisse eines Krebsmedikaments ermunterten Anleger nur zeitweise zum Einstieg. Die Aktien der bayerischen Biotechfirma stiegen zunächst an, lagen zum Handelsschluss jedoch 1,9 Prozent im Minus.
Deutsche Pfandbriefbank: Die Aktien werden mit einem Dividendenabschlag von 0,58 Euro gehandelt. Im Vergleich zum Freitagsschluss von 10,55 Euro bedeutet dies ein Minus von 5,5 Prozent. Zum Handelsschluss lag der Aktienkurs am Montag bei 10,13 Euro.
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