- COPD GOLD 1 (leichtes Stadium): FEV1 liegt bei mindestens 80 % des Sollwertes
- COPD GOLD 2 (mittleres Stadium): FEV1 liegt bei 50 % bis 79 % des Sollwertes
- COPD GOLD 3 (schweres Stadium): FEV1 liegt bei 30 % bis 49 % des Sollwertes
- COPD GOLD 4 (sehr schweres Stadium): FEV1 liegt unter 30 % des Sollwertes
Symptome und Symptomverschlimmerungen
Im zweiten Schritt zur Bestimmung des COPD-Schweregrads nach GOLD sind zwei Fragen entscheidend:
- Wie oft kam es in den vergangenen zwölf Monaten zu Symptomverschlimmerungen (bzw. Exazerbationen)?
- Wie stark sind die Symptome individuell ausgeprägt (erfasst mithilfe eines Betroffenenfragenbogens)?
Je nach dem so ermittelten Schweregrad der COPD-Symptome und Exazerbationen werden die Betroffenen in vier Gruppen eingeteilt:
- Gruppe A hat eine niedrige Exazerbationsrate (max. 1 ambulant behandelte Exazerbation pro Jahr) und nur wenige belastende Symptome.
- Gruppe B hat auch eine niedrige Exazerbationsrate (max. 1 ambulant behandelte Exazerbation pro Jahr), aber vermehrt belastende Symptome.
- Gruppe C hat eine hohe Exazerbationsrate (mind. 2 Exazerbationen pro Jahr oder 1 stationär behandelte), aber nur wenige belastende Symptome.
- Gruppe D hat auch eine hohe Exazerbationsrate (mind. 2 Exazerbationen pro Jahr oder 1 stationär behandelte) und vermehrt belastende Symptome.
So ergibt sich der COPD-Schweregrad:
Der Lungenfunktionswert und die ABCD-Gruppierung werden beim COPD-Schweregrad gesondert berücksichtigt. Wenn etwa die FEV1-Werte verhältnismäßig gut sind (= mittleres COPD-Stadium GOLD 2), es aber gleichzeitig zu zwei oder mehr Exazerbationen im Jahr kommt (= Betroffenengruppe D), ergibt das den COPD-Schweregrad GOLD D2.
COPD: Therapie
Heilbar ist COPD nicht: Auch eine langfristige Therapie kann die Schäden an Bronchien und Lunge nicht mehr vollständig rückgängig machen. Darum zielt die Behandlung der Lungenkrankheit vor allem darauf ab,
- die Symptome zu lindern,
- Symptomverschlimmerungen (Exazerbationen) zu verhindern,
- das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen,
- die Lungenfunktion und damit die Lebensqualität zu verbessern oder zu erhalten,
- Komplikationen vorzubeugen und
- die Lebenserwartung zu erhöhen.
Um diese Ziele zu erreichen, ist eine konsequente, individuell angepasste und stadiengerechte COPD-Therapie nötig. Dazu stehen verschiedene Medikamente sowie nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung.
Entscheidend bei COPD: Auslöser meiden
Die wichtigste Maßnahme der COPD-Therapie besteht darin, Schadstoffbelastungen der Lunge auszuschalten. Da Rauchen der häufigste Auslöser für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung ist, heißt das für die meisten Betroffenen: Rauchstopp.
Gut zu wissen
Nur weniger zu rauchen als vorher reicht nicht, um die Lungenfunktion langfristig zu verbessern: Wer trotz COPD weiterraucht, verliert pro Jahr etwa doppelt so viel an Lungenfunktion wie Betroffene, die vollständig mit dem Rauchen aufgehört haben.
Mit dem Rauchen aufzuhören ist allerdings leichter gesagt als getan. Darum holen Sie sich am besten Unterstützung – zum Beispiel in Form einer Nikotinersatztherapie und/oder eines Nichtrauchertrainings. Zur Raucherentwöhnung auf die E-Zigarette zurückzugreifen ist bei COPD jedoch nicht zu empfehlen.
Beschwerden bei COPD durch Medikamente lindern
Für eine wirksame COPD-Therapie sind Medikamente unverzichtbar. Sie alleine können zwar das Fortschreiten der Lungenkrankheit nicht verzögern. Eine geeignete medikamentöse Behandlung hilft aber nachweislich, die Symptome zu lindern und akuten Atemproblemen vorzubeugen.
Gut zu wissen
Die medikamentöse COPD-Therapie kann dafür sorgen, dass die Betroffenen den Anforderungen des Alltags möglichst lange gewachsen sind.
Welche Medikamente am besten zur COPD-Therapie geeignet sind, hängt vor allem vom Stadium der Lungenkrankheit ab. So reicht es im Anfangsstadium oft aus, nur bei Bedarf ein Mittel gegen Atemnot anzuwenden. Hingegen erfordern häufigere und stärkere Beschwerden eine Dauerbehandlung. Im fortgeschrittenen Stadium besteht diese oft aus mehreren Medikamenten.
Bei der COPD-Therapie kommen immer Medikamente zum Einsatz, die die Bronchien erweitern und so das Atmen erleichtern: sogenannte Bronchodilatatoren (lat. dilatare = ausbreiten, ausdehnen). Diese bronchienerweiternden Mittel gibt es in verschiedenen Darreichungsformen:
- als Spray (zum Beispiel Beta-2-Sympathomimetika oder Anticholinergika)
- als Tabletten
- als Tropfen
- als Trinklösung (zum Beispiel Theophyllin)
Bei fortgeschrittener COPD können sich die Symptome trotz Therapie mit bronchienerweiternden Medikamenten häufiger verschlimmern. Dann können zusätzlich kortisonhaltige Mittel zum Einsatz kommen – am besten zur Inhalation, also zum Einatmen: Das hilft meist gut gegen die dauerhafte Entzündung der Bronchialschleimhaut.
Kortison als Tablette einzunehmen oder über eine Vene zu verabreichen ist nur vorübergehend zu empfehlen – und auch nur bei häufigen Symptomverschlimmerungen. Solange diese ausbleiben, kommt die COPD-Therapie – auch im weiteren Krankheitsverlauf – ganz ohne Kortison aus.
Schleimlösende Mittel wie Acetylcystein (ACC) oder Efeuextrakt werden nicht allgemein zur COPD-Therapie empfohlen. Für Menschen, die häufig Symptomverschlimmerungen erleben und kein Kortison inhalieren, kann sich aber ein Behandlungsversuch mit Schleimlösern lohnen.
Hustenstiller sind zur COPD-Therapie eher ungeeignet. Denn diese Medikamente unterdrücken den Hustenreiz, sodass sich der Schleim nicht mehr auf natürliche Weise abhusten lässt. So kann sich der Schleim in den Bronchien festsetzen und letztendlich eine Lungenentzündung begünstigen.
Nur in Ausnahmefällen und kurzfristig kann es sinnvoll sein, bei COPD einen Hustenstiller mit Codein oder Noscapin anzuwenden: Etwa, um einen trockenen, lästigen Reizhusten zu lindern, der den Schlaf massiv stört.
Stecken nachweislich Bakterien hinter akuten Verschlimmerungen (Exazerbationen) der COPD-Symptome, kann eine Antibiotika-Therapie helfen. Mögliche Hinweise auf eine bakterielle Infektion sind:
- verstärkte Atemnot oder sich verschlimmernder Husten
- gelbgrün oder eitrig aussehender Auswurf
- Fieber
Vor der Anwendung von Antibiotika ist es ratsam, ein Antibiogramm anzufertigen – das heißt, die Bakterienart und deren Widerstandsfähigkeit (bzw. Resistenz) gegen die verschiedenen Wirkstoffe zu bestimmen. Wenn bakterielle Atemwegsinfekte bei COPD nicht mit Antibiotika behandelt werden, kann sich der Gesundheitszustand der Betroffenen dauerhaft verschlechtern.
Nicht-medikamentöse COPD-Therapie
Neben Medikamenten ist bei COPD auch eine nicht-medikamentöse Therapie sinnvoll. Sie kann helfen, die körperliche Belastbarkeit zu erhalten, die Atmung zu verbessern und akute Beschwerden in den Griff zu bekommen. Es gibt die verschiedene wirksame Behandlungsmöglichkeiten.
Empfehlenswert ist eine gezielte COPD-Schulung: Hier lernen Sie, aktiv zur Bewältigung Ihrer Erkrankung beizutragen – etwa, indem Sie die Technik zur Inhalation der Medikamente verbessern. Das hilft, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung besser zu kontrollieren sowie die Anzahl akuter Symptomverschlechterungen (Exazerbationen) und Notfallbehandlungen zu verringern.
Körperliche Aktivität verringert ebenfalls die Anzahl akuter COPD-Verschlechterungen und steigert so die Lebensqualität und Belastbarkeit. Darum sollten Sport und Bewegung zur COPD-Langzeittherapie nach Möglichkeit dazugehören.
Dabei kommt es nicht darauf an, Höchstleistungen zu vollbringen: Schon ein bisschen körperliche Aktivität ist besser als gar keine Bewegung. Regelmäßig aktiv zu sein wirkt sich also in jedem Fall positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Geeignet ist zum Beispiel sogenannter Lungensport: Das sind spezielle Bewegungsprogramme für Menschen mit COPD.
Zur COPD-Therapie bieten sich auch spezielle Atemübungen und Atemtechniken an, die Sie im Rahmen einer Atemphysiotherapie lernen: Das soll die Atmung in Ruhe und unter Belastung erleichtern sowie eine bessere Hustentechnik vermitteln.
Manche Menschen mit COPD verlieren mit der Zeit stark an Gewicht. Um dem gegenzusteuern, ist eine Ernährungsberatung oder Ernährungstherapie ratsam: Dort erfahren Sie, wie sich die Nährstoffzufuhr steigern lässt. Denn Unterernährung und ungewollter Gewichtsverlust wirken sich negativ auf den Verlauf der Lungenkrankheit aus.
Eine große Erleichterung im Alltag bieten verschiedene Hilfsmittel: Die Versorgung mit beispielsweise einem Rollator, Greifhilfen, Verlängerungen für Schuhlöffel und so weiter kann Menschen mit COPD helfen, viele Alltagsanforderungen selbstständig zu bewältigen.
Bei Bedarf kann zudem eine Heimbeatmung die COPD-Therapie ergänzen: Das ist eine nicht-invasive Beatmung über eine Atemmaske. Das soll die Atemmuskulatur entlasten, sodass sich die Atemfunktion auch außerhalb der Beatmungszeiten bessert.
Langzeit-Sauerstofftherapie (LTOT)
In fortgeschrittenen COPD-Stadien kann im Blut ständig ein erheblicher Sauerstoffmangel herrschen. In solchen Fällen hilft eine Langzeit-Sauerstofftherapie (LTOT) unter regelmäßiger fachärztlicher Kontrolle: Dabei erhalten Sie über eine Nasensonde mindestens 16 bis 24 Stunden täglich Sauerstoff.
Gut zu wissen
Allgemein gilt für die Langzeit-Sauerstofftherapie bei COPD: Je länger, desto besser. Denn der gewünschte Erfolg stellt sich frühestens ab einer Dauer von 16 Stunden täglich ein.
Sinnvoll ist die Sauerstoff-Langzeittherapie vor allem bei COPD und gleichzeitiger chronischer Rechtsherzschwäche (Rechtsherzinsuffizienz). Sie kann die Lebenserwartung deutlich steigern.
Ein ebenfalls wichtiger Teil der COPD-Therapie sind Impfungen: Sie sollen möglichen Komplikationen der Lungenkrankheit vorbeugen.
Zum einen ist es für Menschen mit COPD ebenso wie für deren Partnerinnen und Partner ratsam, sich gegen Grippe impfen zu lassen – und zwar jedes Jahr aufs Neue, weil die Grippeerreger jährlich wechseln.
Zum andere raten Fachleute bei COPD ausdrücklich zur Pneumokokken-Schutzimpfung, um Komplikationen vorzubeugen. Besonders wichtig ist diese Impfung für über 60-Jährige mit COPD. Pneumokokken sind weit verbreitete Bakterien, die Lungenentzündungen hervorrufen können. Eine Pneumokokken-Impfung kann diese häufig verhindern.
Außerdem gilt COPD als hohes Risiko dafür, dass es bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 zu einer schwer verlaufenden Covid-19-Erkrankung kommt. Darum sollten Betroffene sich unbedingt für die Corona-Schutzimpfung entscheiden.