Von zu Hause arbeiten ist für viele Arbeitnehmer erst seit wenigen Jahren eine Option. Künstliche Intelligenz bringt nun den nächsten Umbruch im Arbeitsalltag. Viele fühlen sich dafür nicht bereit.
Viele Deutsche fühlen sich vom schnellen Wandel in der Arbeitswelt überwältigt. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage des Berufsnetzwerks LinkedIn, die t-online vorab vorliegt; darin gaben 70 Prozent der Befragten an, überfordert zu sein.
Kein Wunder: Tiefgreifende Veränderungen sind an der Tagesordnung. Seit der Corona-Pandemie hat Arbeiten im Homeoffice oder komplett remote an Beliebtheit gewonnen, aber auch bekannte Muster im Arbeitsalltag aufgebrochen. Hinzu kommt die Skepsis vieler Chefs. Zuletzt nahmen viele große Konzerne, darunter Amazon, ihre Regelungen wieder zurück. Mit der schnellen Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) verändern sich nun auch immer mehr Arbeitsinhalte. Das ist für viele Menschen mit Sorgen um ihren Arbeitsplatz verbunden.
Nahezu die Hälfte der Befragten (45 Prozent) gab an, sie fürchte den beruflichen Anschluss zu verlieren. Besonders groß sind die Ängste unter jüngeren Menschen. Befragte, die zwischen 1996 und 2010 geboren wurden und somit zur Generation Z zählen, gaben zu 46 Prozent an, sich Sorgen zu machen. Bei den etwas älteren Millennials (Jahrgänge 1980 bis 1995) machen sich sogar 49 Prozent Sorgen um ihre berufliche Zukunft.
Bei den 45- bis 54-Jährigen teilen hingegen nur 34 Prozent diese Sorgen und bei den über 55-Jährigen gerade einmal 23 Prozent. Woran diese Unterschiede liegen, lässt sich erst einmal nur vermuten. Es könnte aber zum einen damit zusammenhängen, dass viele Jüngere sich schon häufiger mit den neuen Technologien beschäftigt haben und deren Auswirkungen dadurch als gravierender einschätzen. Hinzu kommt auch, dass jüngere Arbeitnehmer noch ein deutlich längeres Arbeitsleben vor sich haben als die Älteren. Daher ist es auch wahrscheinlicher, dass – selbst wenn Umbrüche nicht umgehend passieren – sie diese dennoch im Laufe ihrer Karrieren spüren werden.
Einige Veränderungen sind dabei allerdings auch jetzt schon spürbar. So sehen es 30 Prozent der Befragten als Herausforderung, erfolgreich remote zu arbeiten. Dabei sieht ein Viertel die größte Schwierigkeit darin, effizient zu kommunizieren. Das erschwere die Absprachen im Team. Auch die Integration von KI in den Arbeitsalltag betrachten 26 Prozent als Herausforderung. Dieser Anteil dürfte in den kommenden Jahren noch steigen, da immer mehr Firmen auf den Einsatz von KI setzen.
„Unsere Daten zeigen, dass knapp ein Drittel (30 Prozent) der Befragten KI zwar für die Arbeit nutzen möchte, sich aber im Umgang mit der neuen Technologie unsicher fühlt“, sagt LinkedIn-Managerin Barbara Wittmann. Umso wichtiger sei es nun, sich weiterzubilden.
Das ist auch vielen Arbeitnehmern schon bewusst. Jeder Dritte gab an, dass kontinuierliches Lernen immer wichtiger werde. Knapp die Hälfte (48 Prozent) sagte zudem, dass Berufserfahrung allein nicht mehr ausreiche, um in der modernen Arbeitswelt voranzukommen. 58 Prozent greifen deswegen verstärkt auf Fortbildungen zurück. Das kann LinkedIn auch anhand weiterer Daten bestätigen, denn die Plattform bietet auch eigene Weiterbildungskurse für Nutzer an. Nach Unternehmensangaben sind die Abrufzahlen für Kurse, in denen es um KI geht, im vergangenen Jahr um 117 Prozent gestiegen.
Allerdings gaben auch 28 Prozent der Befragten an, keine Zeit für Fortbildungen zu haben. „Arbeitgeber müssen eine Kultur des kontinuierlichen Lernens schaffen und aktiv fördern“, so Wittmann. „Eine Win-win-Situation für alle – schließlich profitieren auch Unternehmen von den neu erlernten Fähigkeiten ihrer Angestellten.“
Weltweit hat LinkedIn mehr als eine Milliarde Mitglieder. Im deutschsprachigen Raum sind es mehr als 25 Millionen Mitglieder.