Sie gilt als eine der profiliertesten Schauspielerinnen der letzten Jahrzehnte. So hat sich Vanessa Redgrave über die Jahre verändert.
Das Erfolgsrezept einer guten Schauspielerin ist laut Vanessa Redgrave simpel: Sie spielt nicht. Sie ist es einfach. „Das trifft auf jede gute Schauspielerin zu“, sagte sie mal im Interview mit dem „Guardian“. Seit mehr als sechs Jahrzehnten fasziniert die gebürtige Londonerin das Publikum im Theater und im Kino.
Heute feiert Vanessa Redgrave ihren 87. Geburtstag und ist noch immer aktiv. Allerdings ist sie mittlerweile mehr zu hören als zu sehen. In der Serie „Call the Midwife – Ruf des Lebens“ übernimmt sie die Rolle der Erzählerin.
Redgrave stammt aus einer Schauspielerfamilie. Ihre Eltern waren Sir Michael Redgrave und Rachel Kempson. Als die kleine Vanessa am 30. Januar 1937 zur Welt kam, verkündete der legendäre Sir Laurence Olivier dem Publikum die Geburt während einer „Hamlet“-Vorstellung in London, in der ihr Vater mitwirkte. „Heute Abend ist eine große Schauspielerin geboren“, sagte Olivier unter großem Applaus. Er sollte Recht behalten.
Mit „Blow Uo“ gelang ihr der Durchbruch
Nach ihrer Ausbildung wird sie in den Sechzigerjahren Mitglied der renommierten Royal Shakespeare Company und steht in den ersten Jahren hauptsächlich auf der Theaterbühne. Als Rosalind in Shakespeares „Wie es euch gefällt“ macht die junge Redgrave auf sich aufmerksam. Der internationale Durchbruch im Kino gelingt der 1937 geborenen Britin durch Michelangelo Antonionis „Blow Up“. Der Mystery-Thriller passte perfekt in die Swinging Sixties und gilt heute als Filmklassiker.
1977 erhält Redgrave den Oscar für ihre Nebenrolle im Drama „Julia“, in dem sie an der Seite von Jane Fonda und Meryl Streep spielt. Fünf weitere Male ist sie während ihrer Karriere für einen Academy Award nominiert, zuletzt 1992 für „Wiedersehen in Howards End“. 1980 erhält sie einen Emmy für das TV-Drama „Das Mädchenorchester von Auschwitz“. Als Bühnendarstellerin bekommt sie 1984 den Olivier Award und 2003 einen Tony, zwei der wichtigsten Bühnen-Auszeichnungen.
Mit Tom Cruise in „Mission Impossible“
Auch im Blockbuster-Kino mischte sie gelegentlich mit, unter anderem 1996 mit Tom Cruise in „Mission: Impossible“ – als coole Waffenhändlerin Max – oder 1999 im Katastrophenfilm „Deep Impact“. Daneben engagiert sich Redgrave als hartnäckige Menschenrechtlerin und Kriegsgegnerin. In den Siebzigerjahren protestiert sie gegen den Vietnamkrieg. Als Mitglied der Revolutionären Arbeiterpartei kandidiert sie für das britische Parlament, allerdings ohne Erfolg. 1995 wird sie von Unicef zur Goodwill-Botschafterin ernannt.
Eine Ehrung als Dame lehnt sie 1999 aus Protest gegen den damaligen britischen Premierminister Tony Blair ab, dessen Regierung für die Nominierung zuständig ist. „Ich habe nichts gegen die Königsfamilie“, betont sie. „Aber ich konnte keine Ehrung von Mr. Blair akzeptieren, nachdem er unser Land und so viele Menschen auf Basis einer Lüge in den (Irak-)Krieg geführt hat.“
2004 gründet Redgrave mit ihrem Bruder Corin die Peace and Progress Party, die sich gegen den Irak-Krieg und für Menschenrechte einsetzt. Später verbindet sie Aktivismus direkt mit Film und präsentiert 2017 in Cannes einen Dokumentarfilm über syrische Flüchtlinge, „Sea Sorrow“, bei dem sie erstmals selbst Regie führte.
Berichten zufolge lebt Redgrave trotz guter Gagen als Schauspielerin verhältnismäßig bescheiden in London. Einen Großteil ihres Geldes spendet sie demnach für politische und wohltätige Zwecke. Die Gage für den Film „Maria Stuart, Königin von Schottland“, der ihr 1972 ebenfalls eine Oscar-Nominierung einbringt, nutzt sie, damit nahe ihrem damaligen Wohnhaus in London ein Kindergarten gebaut wird.