Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Die Heilungschancen haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert – auch dank der Früherkennung. Fünf Fakten zu Brustkrebs, die Mut machen.
Das Wichtigste im Überblick
Fakt eins: Brustkrebs wird oft früh erkannt
In Deutschland wird derzeit allen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine kostenlose Mammografie zur Krebsfrüherkennung angeboten. Nachdem in Deutschland die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs eingeführt worden war, wurden zunächst mehr Neuerkrankungen festgestellt. Denn mittels Mammografie können bereits kleine Tumoren erkannt werden. Je früher Brustkrebs diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
„Obwohl heutzutage mehr Frauen die Diagnose Brustkrebs erhalten als früher, haben Betroffene aktuell bessere Heilungschancen als noch vor zehn Jahren. Das liegt zum einen daran, dass die derzeitigen Untersuchungsmethoden Krebs in einem sehr frühen Stadium erkennen können. Zum anderen haben sich die Brustkrebstherapien weiterentwickelt“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Wichtig zu wissen: „Ab Juli 2024 haben auch ältere Frauen bis 75 die Möglichkeit, am Mammografie-Screening teilzunehmen.“
Fakt zwei: Auffälliger Befund bedeutet nicht immer Krebs
Die Mammografie erkennt Gewebeveränderungen in der Brust – auch solche, die gutartig sind. Das heißt: Nicht jeder auffällige Befund bedeutet Krebs. Weiterführende Untersuchungen zeigen, ob die knotige Veränderung tatsächlich bösartig ist.
Hierfür werden in der Regel weitere bildgebende Untersuchungen durchgeführt – etwa Ultraschall oder MRT. Besteht ein Verdacht auf Krebs, so wird eine Biopsie durchgeführt, bei der mit einer Hohlnadel etwas Gewebe für die feingewebliche Untersuchung im Labor entnommen wird. „Einen Tumor in der Brust zu haben, bedeutet nicht zwangsläufig, Brustkrebs zu haben. Die meisten auffälligen Befunde sind gutartig, nur ein geringer Teil bösartig“, sagt Weg-Remers.
Zu den gutartigen Veränderungen der Brust gehören:
- zyklusbedingte Gewebeveränderungen/ Gewebeverdichtungen
- Lipome (gutartige Fettgeschwülste)
- Fibroadenome (gutartige Tumoren aus Drüsen- und Bindegewebe)
- flüssigkeitsgefüllte Zysten (gutartige, flüssigkeitsgefüllte Gewebekapseln)
- Milchgangspapillome (gutartige, knotige Veränderungen in den Milchgängen)
- fibrozystische Mastopathie (gutartige Gewebevermehrung/ kirschkerngroße, verschiebbare und gut abgrenzbare Knoten)
„Ebenso kann es sich bei einem Knoten in der Brust um eine Krebsvorstufe oder frühe Form von Krebs handeln. Die als Carcinoma in situ bezeichnete Veränderung ist noch nicht in das umliegende Gewebe hineingewachsen und hat auch noch keine Tochtergeschwulste im Körper gebildet“, erklärt Weg-Remers. „Wird ein Carcinoma in situ bei einer gesunden Frau vollständig entfernt, gilt diese als geheilt.“
Zur Person
Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet.
Fakt drei: Heilungschancen bei Brustkrebs heute besser als früher
Angaben des Krebsinformationsdienstes zufolge ist Brustkrebs heutzutage „bei den meisten Patientinnen“ heilbar, da viele Tumoren früh entdeckt werden. Je früher der Krebs in der Brust erkannt wird, desto geringer ist das Risiko, dass der Krebs in andere Organe gestreut und dort Metastasen (Tumorabsiedelungen) gebildet hat.
„Örtlich begrenzter Brustkrebs wächst nur in der Brust und hat sich maximal in umliegende Lymphknoten ausgebreitet“, erklärt Weg-Remers. „Daher wird er auch ‚früher Brustkrebs‘ genannt. Dieser ist meist mittels Operation und anschließender Bestrahlung heilbar. Um das Rückfallrisiko zu senken, werden ergänzend Medikamente eingesetzt, beispielsweise eine Antihormonbehandlung, zielgerichtete Medikamente oder eine Chemotherapie.“ Bei frühem Brustkrebs erfolgt der Eingriff abhängig vom Krankheitsbild in etwa 70 Prozent der Fälle brusterhaltend.
Fakt vier: Fortgeschrittener Brustkrebs ist oft lange kontrollierbar
Da Brustkrebs in Deutschland durch die Früherkennung oft bereits in einem frühen Stadium erkannt wird, haben laut dem KID nur etwa drei von 100 Betroffenen zum Diagnosezeitpunkt Fernmetastasen. Fortgeschrittener Brustkrebs, auch metastasierter Brustkrebs genannt, ist in der Regel nicht heilbar. Allerdings lässt er sich meist lange kontrollieren. Das heißt, dass ein weiteres Wachstum mitunter für viele Jahre hinausgezögert und die Lebensqualität aufrechterhalten werden kann.
Da die Prognose unter anderem vom Tumorstadium, der Aggressivität des Tumors, dem allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin und dem Alter abhängt, lässt sich keine pauschale Aussage treffen. Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten leben von 100 Patientinnen mit Brustkrebs fünf Jahre nach der Diagnose noch etwa 79 Frauen. Rund 67 von 100 Betroffenen leben noch zehn Jahre nach der Diagnose.
Fakt fünf: Weiterentwickelte Brustkrebs-Therapien machen Mut
Ist der Brustkrebs bereits weiter fortgeschritten, machen unter anderem Chemotherapie, Antihormontherapie, verschiedene zielgerichtete Therapien sowie die Immuntherapie Hoffnung. Die Antihormontherapie beispielsweise, auch Hormonentzugstherapie genannt, setzt an der Bildung oder der Wirkung des Sexualhormons Östrogen an.
„Östrogen fördert das Wachstum der Krebszellen. Antihormone werden dann eingesetzt, wenn die Tumorzellen Hormonrezeptoren aufweisen. Es gibt verschiedene Medikamente mit unterschiedlichen Wirkmechanismen, die zur Antihormontherapie verwendet werden können“, erklärt Weg-Remers. „Wir verstehen bösartige Tumoren heute besser als früher und können diese mit speziellen – teils kombinierten – Therapien deutlich gezielter bekämpfen. Dank der medizinischen Fortschritte ist die Sterblichkeitsrate bei Brustkrebs in den letzten Jahren etwas gesunken – von 30 auf knapp 20 Prozent.“