Schon seit den Siebzigerjahren ist sie aus der Filmbranche nicht mehr wegzudenken: So hat sich Isabelle Huppert über die Zeit hinweg verändert.
In „Greta“ spielte sie eine gefährliche Psychopathin, in „Elle“ eine Frau mittleren Alters, die missbraucht wird, aber nicht die Polizei ruft. Und im Film „Die Gewerkschafterin“, der 2023 in die Kinos kam, verkörpert sie eine Arbeitnehmervertreterin, die dubiosen Geschäften in der Atomindustrie auf der Spur ist. Komplexe und düstere Rollen.
Aber Kino ist nicht gemacht, um nett zu sein, wie Isabelle Huppert im selben Jahr der Modezeitschrift „L’Officiel“ sagte. Sie gehört mit rund 150 Fernseh- und Kinorollen zu den bedeutendsten und produktivsten Schauspielerinnen Frankreichs. Jene, die sie auf der Bühne spielte, sind hier nicht mitgezählt.
Ihre Arbeitswut erstaunt. Doch für sie ist Schauspielern keine Arbeit. Wenn man mit so viel Freude Filme drehe, gehe das über die reine Arbeit hinaus, erzählte sie dem Fernsehsender CNews. Spielen erfordere von ihr keinerlei Anstrengungen.
Zugleich leidenschaftlich und distanziert, pervers und unschuldig, kalt und sinnlich – in sich widersprüchliche Rollen, die sie besonders gerne spielt. Warum? Weil man anfänglich nicht wisse, was man von ihnen halten soll, denn sie offenbaren sich erst im Laufe der Geschichte, begründete sie in dem Interview.
Ihr Privatleben hält sie aus der Öffentlichkeit raus
Privat ist über sie nur wenig bekannt. Sie wurde am 16. März 1953 in Paris geboren, feiert nun ihren 71. Geburtstag. Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie. Bevor sie Ronald Chammah kennenlernte, ihren Mann und Vater ihrer drei Kinder, war sie mit dem französischen Filmproduzenten Daniel Toscan du Plantier liiert.
Mit dem Regisseur und Produzenten Chammah teilt sie seit Jahrzehnten ihr Leben. Begegnet ist sie dem gebürtigen Libanesen 1982. Ein Jahr später kam Tochter Lolita zur Welt, 1986 Lorenzo und 1997 Angelo. Mit ihrem heute 73 Jahre alten Mann drehte sie den Thriller „Milan noir“.
Mit 14 Jahren startete sie ihre Karriere
Wie und warum sie zur Schauspielerei kam, wisse sie nicht mehr, sagte sie im Interview mit „L’Officiel“. Aber der Wunsch sei schon früh da gewesen. Sie möge die Schauspielerei, weil diese der Fantasie Raum gebe, erzählte sie weiter. Und weil sie für sie eine Notwendigkeit sei. Und so nahm sie bereits als 14-Jährige Schauspielunterricht.
Huppert begann ihre Karriere Anfang der Siebzigerjahre. Bereits in ihren ersten Rollen zeichnete sie sich durch diese sehr persönliche Mischung aus Unverfrorenheit und Distanz, aus Wagnis und Unschuld, aus Kälte und Sinnlichkeit aus. So spielte sie in „Monsieur Dupont“ eine junge Camperin, die vergewaltigt und ermordet wird, in „Aloïse“ eine geisteskranke Frau, die in der Psychiatrie beginnt, zu schreiben und zu malen.
Ihre erste große Rolle spielte sie mit 24 Jahren
Diese bot ihr 1977 Claude Goretta in „Die Spitzenklöpplerin“ an, eine Geschichte über eine junge Friseurin, die interniert wird. International bekannt machte sie Claude Chabrol mit „Violette Nozière“. Der Film über eine Jugendliche, die sich prostituiert, brachte ihr 1978 in Cannes den Darstellerpreis ein. Da war sie gerade mal 25 Jahre alt.
Ihr 2010 verstorbener Landsmann Chabrol hat ihr weitere bedeutende Filmrollen geboten. Mal verschlagen, mal hochmütig, doch immer brillant, gleich ob als eine Frau, die Abtreibungen durchführt, in „Eine Frauensache“, als „Madame Bovary“ oder als kriminelle Postbeamtin in „Biester“. Gelegentlich drehte sie auch Komödien, darunter „8 Frauen“, „Zwei ungleiche Schwestern“ und „Copacabana“.