Ein 17-Jähriger lebt seit über anderthalb Jahren im Zug. Der digitale Nomade berichtet von seinen Erfahrungen auf den schönsten Bahnstrecken Deutschlands.
Der 17-jährige Lasse Stolley hat sich für ein Leben auf Schienen entschieden. Seit anderthalb Jahren lebt er als digitaler Nomade im Zug und erkundet dabei unter anderem die schönsten Bahnstrecken Deutschlands. In einem Bericht für das Onlineportal „Business Insider“ erzählt er von seinem unkonventionellen Leben.
Eine der größten Herausforderungen beim Leben im Zug sei das Schlafen. „Nachts schlafe ich im fahrenden ICE und tagsüber arbeite ich dort als Programmierer, umgeben von vielen anderen Passagieren. Dabei reise ich von einem Ende des Landes an das andere. Während ich also die ganze Bundesrepublik erkunde, faszinieren mich einige Trassen jedes Mal aufs Neue“, so Stolley.
„Über 500.000 Kilometer habe ich insgesamt zurückgelegt“
Mit 16 habe er die Schule beendet und sich entschieden, sein Elternhaus in Schleswig-Holstein zu verlassen. „Ich kaufte mir eine Bahncard 100, mit der ich bundesweit unbegrenzt in alle Züge der Deutschen Bahn einsteigen und jede beliebige Strecke mitfahren kann – und bin seitdem im deutschen Fernverkehr zu Hause“, berichtet er im „Business Insider“. „Über 500.000 Kilometer habe ich insgesamt zurückgelegt“, so Stolley.
„Genug gesehen habe ich noch lange nicht“
Seine Lieblingsstrecken führen entlang der Weinberge des Mittleren Rheintals, durch die Täler des Thüringer Walds und über kurvenreiche Trassen in den bayerischen Alpen. „Steht mir der Sinn danach, an die See zu reisen, setze ich mich morgens in den Zug gen Norden. Sehne ich mich nach dem Trubel der Großstadt, dann suche ich eine Verbindung nach Berlin oder nach München“, schildert Stolley. Das Leben im Zug bedeute ein rastloses Dasein. „Völlige Ruhe, das weiß ich, finde ich immer auf der Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald in Oberbayern“, verrät er.
Stolley schreibt auch einen Blog über sein Abenteuer. Er möchte damit andere junge Menschen inspirieren. Aus einem Überfluss aus Besitz sei zu Beginn seiner Reise im Sommer 2022 Minimalismus geworden, schreibt er dort.
Im Oktober vergangenen Jahres weitete Stolley sein Vorhaben aus und begann mit einem Interrail-Ticket durch Europa zu reisen. „Mich interessiert besonders, wie der Bahnverkehr in anderen Ländern funktioniert und welches Nachtzugangebot es gibt“, schreibt Stolley in seinem Blog.
Wie auf einer Fahrtenkarte zu sehen ist, hat der 17-Jährige inzwischen einige andere Länder per Zug erkundet, darunter Frankreich, Norwegen und die Türkei. Wie lange er noch im Zug leben will, lässt er im Bericht vom „Business Insider“ offen: „Genug gesehen habe ich noch lange nicht“.